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Gott ist größer!

Die letzten Monate waren ein echtes Hamsterrad für mich. Ich hatte mich in der TU München für einen Master-Studiengang beworben und ich war froh, diese Chance bekommen zu haben. Im Februar dann kam die Information, dass ich die Zugangs-Kriterien nicht erfüllt hätte und wurde unerwarteter Weise abgewiesen.

Ich war total enttäuscht und wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Ich entschied, nicht aufzugeben. Ich schrieb einen Brief an die Uni mit der Bitte, meine Bewerbung nochmals zu überprüfen. Online hab ich viele Leute befragt, welche Schritte ich jetzt machen solle. Die allermeisten ließen mich wissen, dass die Chancen, doch noch einen Studienplatz an der TU zu bekommen, bei 1 % lägen – gerade München sei da sehr strikt. Aber ich hab mich entschieden, es dennoch zu tun. So schrieb ich den Brief an die Uni.

Wenige Tage später bekam ich einen Antwortbrief der TU. Es wurden weitere Papiere angefordert. Ich hab sie geliefert und mich einem Interview gestellt. Ein paar Tage später bekam ich wirklich die Zusage für den Studienplatz. Was unmöglich schien, war Wirklichkeit geworden. Ich kann nur sagen: Gott ist größer. Vertraut IHM.

ER ist immer da!

Ich hatte mich lange Zeit auf eine für mich sehr wichtige Prüfung vorbereitet. Jeden Tag war ich zur Uni gegangen und hatte mit großer Disziplin studiert. Dann hab ich die Prüfung abgelegt. Und was passierte? Ich hab sie nicht bestanden. Ich war total enttäuscht über mich, tieftraurig und ich wusste nicht, was falsch gelaufen war. Ich hatte den Eindruck alles richtig gemacht zu haben und mich gut vorbereitet zu haben. Dass ich trotzdem durchgefallen war zu akzeptieren, war äußerst schwierig für mich. Ich erinnerte mich an das Monatsmotto: „God is greater!“ Ganz langsam kehrte Energie in mich zurück und ich fand die Stärke weiter zu gehen und die nächsten Schritte zu machen.

Dann und wann gehen die Dinge nicht so, wie wir es erwarten. Dann sind wir auch nicht so glücklich, wie wir es gern wären. Aber für mich ist es eminent wichtig, den Mut zu finden, Gott zu glauben, dass ER alle Dinge in den richtigen Bahnen lenkt. Gott kennt uns besser als jeder andere und er ist immer auf unserer Seite. Die Dinge kommen und gehen, aber Gott ist immer da, denn ER IST GROSS!

Es fehlten drei Euro!

Ich stand vor einem Parkscheinautomaten, um ein Tagesticket zu ziehen. Mir fehlten 3 Euro in Münzen. Ich sah einen Schüler über den Parkplatz gehen und entschloss mich, ihn um Hilfe zu bitten. Ihm einen 5-€-Schein hinhaltend, fragte ich den ca. 16-Jährigen: „Kannst Du den klein machen? Ich brauch noch ein paar Münzen für ein Tages-Ticket!“ Der junge Mann schaute nach und bedauerte: „Hab leider nur 3 Euro!“ Dann ließ ich ihn verstehen, dass ich ihm gern meine 5 Euro geben würde und dafür die drei nehmen würde. „Dann ist auf jeden Fall preiswerter, als wenn ich hier ein Strafmandat bezahlen muss!“ sagte ich ihm. „Oh nein, 2 Euro nicht zurückgeben zu können, das geht gegen meine Prinzipien!“ Ich scherzte mit ihm und sagte: „Kann ich verstehen, aber mein Prinzip ist, nicht unbedingt Strafe für ein abgelaufenes Ticket bezahlen zu müssen!“

„Dann würd ich gern Deine Telefonnummer haben“, sagte er mir, „vielleicht kann ich das Geld dann doch noch zurück geben!“ Wir tauschten die Nummern und die Geldbeträge aus und verabschiedeten uns mit einem fröhlichen Lächeln. „Gott ist WIR!“ kam mir in den Sinn.

Abends hatte ich kein Strafmandat zahlen müssen und sagte per WhatsApp noch einmal „Danke“. Er erwiderte schnell, dass er sich gefreut habe, mir zu begegnen. 15 Minuten später kam eine neue WhatsApp-Nachricht mit der Frage: „Kann es sein, dass Du Pastor bist?“ Meine Antwort: „Und wie!“

Boten "verrückter Liebe"

Ich hatte sie zu „Tagen der Einkehr“ eingeladen. Sie kam aus einem osteuropäischen Land und hatte auf der Schule die deutsche Sprache gelernt. Oft war sie mir in unseren internationalen Camps durch ihre Offenheit und Herzlichkeit allen gegenüber aufgefallen. Sie schrieb mir: „Hab mich sehr gefreut über Deine Einladung! Aber leider werde ich nicht kommen können. Ich gehe im Frühling mit einer Freundin nach Irland. Sie kommt aus einer ärmeren Familie. Ihre Eltern waren nicht religiös. Aber meine Freundin ist eine große Suchende. So haben mein Freund und ich ihr ein Flugticket nach Irland zum Geburtstag geschenkt. Sie hat sich gewünscht, dass wir mitfliegen. So gehen wir, um mit ihr zu sein und gemeinsame Erfahrungen zu sammeln. Und danach fahre ich noch mit einer älteren Frau nach Frankreich. Sie ist Künstlerin und sehnt sich, einmal in die ‚Kultur-Nation‘ zu kommen. Mit 80 Jahren traut sie sich das noch zu, aber eben nur, wenn wir mitkommen. Ich freue mich, mit dieser alten Frau diese Erfahrung machen zu dürfen.“ – Was für ein Geschenk, solche Boten und Botinnen einer „verrückten Liebe“ (crazily loved!) kennen zu dürfen!

Opa geschenkt

Vor wenigen Tagen bin ich, die ich als Studentin in Österreich lebe, in eine neue Wohnung gezogen. Dieser Schritt war ganz schön herausfordernd für mich. Während der Zeit, die ich in der alten Wohnung war, hatte sich ein lebendiger Kontakt zu den Großeltern der Kinder entwickelt, auf die ich häufiger aufgepasst habe. Wir haben „Opa und Oma“ der Kinder immer wieder besucht und wunderschöne gemeinsame Erfahrung machen können. Diese älteren Leute haben mir immer einen großen Respekt und eine tiefe Wertschätzung entgegen gebracht. Außerdem haben sich sehr für mein Heimatlande Albanien interessiert und den Wunsch geäußert, dieses Land einmal kennen zu lernen.

Für mich ging das Leben weiter und ich hatte – vor meinem Umzug - leider nicht die Möglichkeit, mich von ihnen zu verabschieden. Und dann klingelte vor wenigen Tagen morgens in der Frühe mein Telefon. Der Opa war am Apparat. Und ich hörte ihn sagen: „Egal was geschieht und wie Dein Wege weitergeht, Du sollst wissen, dass Du immer einen Opa in Österreich hast!“ Ich war so berührt, dass mir fast die Tränen kamen. Ich spürte einen so tiefen Respekt und eine so ehrliche Liebe von diesem alten Mann, der den Mut hatte, mich anzurufen um mir zu sagen, dass ich in diesem fremden Land immer einen Opa habe, wenn ich ihn bräuchte!“ Das hat mich umso mehr bewegt, da meine Großväter in Albanien beide schon verstorben sind.

Ich wollte abbrechen...

Seit einigen Monaten bin ich in der Ausbildung zur Krankenschwester engagiert. Dazu musste ich längere Zeit täglich insgesamt 4 Stunden An- und Abreise in Kauf nehmen. Ich fand einfach keine Wohnung. Vor Beginn meiner Ausbildung hatte ich während eines Praktikums eine Patientin kennen gelernt, die mir sehr ans Herz gewachsen war. Sie hatte meine missliche Lage mitbekommen und bat mich an meinem letzten Praktikumstag, ihr meine Handy Nummer zu hinterlassen.
Lange Zeit hörte ich nichts mehr von ihr. Trotz all meiner Mühen und Recherchen fand ich kein Zimmer für mich. Ich war kurz davor, alles aufzugeben, meinen Ausbildungsplatz und damit auch meinen Berufstraum. Körperlich konnte ich einfach nicht mehr.

Und dann rief mich vor wenigen Tagen die ältere Frau an. Sie hatte immer wieder an mich gedacht und ließ mich verstehen, dass sie eine große Wohnung habe und sich überlegt hätte, mir in dieser Wohnung ein Zimmer mit Bad zur Verfügung zu stellen, ohne dafür bezahlen zu müssen. „Ich freue mich sehr, wenn Sie hier einziehen und mir immer wieder ein wenig Gesellschaft leisten können!“ sagte sie am Telefon. Ich konnte es kaum glauben und war ganz sprachlos und total glücklich! Für mich war das eine tiefe Bestätigung meines Lebensmottos: „Kämpf weiter und gib nie auf!“ Nun wohne ich schon in dem Zimmer und kann in Ruhe meiner Ausbildung nachgehen. Ich bin Gott so dankbar, dass er immer für mich sorgt, gerade dann, wenn’s besonders schwer wird!

eine klare Antwort

Vor kurzer Zeit war ich beruflich in einer sehr schwierigen Lage und wusste nicht, welchen Weg ich einschlagen sollte. Ich war allein im Ausland unterwegs und hatte niemanden, den ich direkt hätte fragen können. Doch dann kam ein Augenblick, in dem mir in den Sinn kam:

„Du kannst das gar nicht alleine entscheiden, gib es doch „nach oben“ ab!“ In all meiner Verzweiflung machte ich diesen Schritt. Ich bat Gott um ein konkretes Zeichen. Und: Ich bekam MEHR als das! Ich bekam eine eindeutige und klare Antwort, ein „Rezept“, wie ich weiter vorzugehen hätte. Es war, als hätte ich gefragt: „ Soll ich Butter kaufen?“ und die Antwort war: „Ja, 250 Gramm und dann back den Kuchen bitte wie folgt...“

Geholfen hatte mir die onword-App, in der ich das tägliche Motto las und mich mit vielen verbunden fühlte. Gott manifestiert sich in vielen Zeichen. Er geht konkret mit auf meinem Weg. Je mehr ich dran bin an Seinen Worten, desto lebendiger wird die Beziehung zu Ihm.

Fürchtet Euch nicht!

Von meinem Chef erhielt ich vor meinem Urlaub die Anweisung, ihn im Krankheitsfall zu vertreten. Viele Aufgaben, die mir fremd sind und die ich im Bedarfsfall würde tun müssen, stiegen vor meinem inneren Auge auf. Sie ließen mich nur schlecht schlafen. Immer wieder versuchte ich, mich zu beruhigen und die Last an Gott abzugeben. Nach einigen Tagen saß ich mit meinem Mann bei einem Eiskaffee in einer Fußgängerzone. Zur nahegelegenen Kirche schweifte mein Blick. Er blieb an einer Fahne hängen, die vom Kirchturm herab hing. „Fürchtet euch nicht!“, stand dort in bunter Schrift. „Das ist es!“, sagte ich. Und ich durfte an einem wunderschönen Sommertag erleben, wie ich meine Sorgen durch diese (erneute) Zusage Gottes, an ihn abgeben konnte.

Erst spät entdeckte ich!

Heut kam das Motto: Bleib dran! Ich habe es schon früh aufgerufen, weil ich heute einen Motor brauchte. Mein Weg ist gerade mit so manchen Widerständen gepflastert. Ich kann Gott darin erkennen, auch wenn es mitunter schwer ist.
Das Motto war wirklich wie ein Motor! Immer wenn ich in Kleingläubigkeit, Urteile oder Zweifel verfallen wollte, meldete sich: Bleib' dran - im Sinne von: Geh' weiter, Vertraue, Überlasse es Gott! So bin ich wirklich froh und beschwingt durch den Tag gegangen, der auch viel Schönes hatte. Erst heute Abend entdeckte ich die doppelte Bedeutung von 'Bleib' dran', nämlich am Weinstock! Super!

Brückenschlag

Ich bin Lehrerin an einer Grundschule. Das dritte Schuljahr, in dem ich unterrichte, ging am Weißen Sonntag zur Erstkommunion – für viele ein großer Tag. Neben den katholischen Schülern hab ich sieben anders gläubige Kinder in der Klasse, u.a. einen kurdischen Jungen und ein neuapostolisches Mädchen. Mir ist es ein Anliegen, die Kinder früh zu einer Haltung ehrlichen Interesses und gelebter Solidarität einzuladen. So ließ ich sie alle verstehen, dass ich jeden einzelnen mit seinen verschiedenen Glaubens- und Lebensüberzeugungen wertschätze und akzeptiere. Zugleich war es mir wichtig, sie zu einem Gottesdienst, der am Tag nach der Erstkommunion gefeiert wurde, einzuladen. Wie erstaunt war ich, als die sieben andersgläubigen Kinder ohne Ausnahme zum Gottesdienst erschienen und einfach da waren. Im Anschluss kamen einige von ihnen sogar noch mit großem Interesse und fragten: „Was habt ihr da gegessen und getrunken und warum macht ihr das?“ Damit gaben sie mir und einigen der Erstkommunikanten die Möglichkeit, ihnen in aller Offenheit von meinem / unserem Glauben zu erzählen.

Aus der Wunde kommt das Licht!

Er kam aus Syrien. Ich hatte ihm Geld für einen Sprachkurs besorgen können. Nun fehlte noch Geld für ein Monatsticket. Ich ging ihn besuchen und gab ihm ein wenig finanzielle Unterstützung. “Das kann ich nicht annehmen. Das geht gegen meine Prinzipien!” Dann schaute er mich an und begann bitterlich zu weinen. Ihm wurde alles zu viel. Er sah sich nicht mehr durch. Der Mut hatte ihn verlassen. Er war allein hier in unserem Land - ohne seine Familie. All das Schwere weinte er sich von der Seele. Ich hörte ihm lange zu und nahm ihn in den Arm. “Weißt Du”, ließ ich ihn verstehen, “auch wenn Du kein Geld hast, so hast Du mir durch Dein Da-Sein und durch Deinen Frohsinn, den Du immer schenkst, viel mehr gegeben, als wir durch Geld kaufen können!” - Nach einigen Minuten nahm er das ihm angebotene Geld an - mit einem Lächeln im Gesicht.

Lass Dich ansprechen!

Auf dem Vorplatz des S-Bahnhofs wartete ich auf den Schienen-Ersatzverkehr. Ich ärgerte mich, dass ich vorher nicht ins Internet geschaut und die Fahrplanänderung umgangen hatte. Auf dem Bahnsteig war mir eine junge Frau aufgefallen, die offenbar die Durchsage im Zug wegen des Schienersatzverkehrs nicht richtig mitbekommen hatte. Sie kam auf den Vorplatz und bat eine ältere Dame um Hilfe. Mir fiel die Behinderung der Jüngeren auf, sie hatte große Probleme nun ihren Fahrplan bis Gelsenkirchen auf die Reihe zu bekommen. Die Dame gab ihr Auskunft, aber die Unsicherheit bei der jüngeren Frau blieb. - Mir kam das Tagesmotto in den Sinn: Lass Dich ansprechen! - Ich schaltete mich in die Unterhaltung ein und bot der jungen Frau an, sie können mit mir zusammen nach Gelsenkirchen fahren, da ich nach Essen führe. Eine große Erleichterung war auf ihrem Gesicht zu sehen. Der Bus kam und die Frau setzte sich im Bus neben mich. Sie erzählte mir viel: Sie sei auf dem Weg zur Arbeit, würde 4 Tage in Gelsenkirchen bleiben und dann übers Wochenende wieder zu ihren Eltern fahren. Sehr vertrauensselig gab sie viel Persönliches preis. Ich hörte interessiert zu. In Gelsenkirchen angekommen, wußte sie Bescheid. Schnell stieg sie aus dem Zug und fand umgehend das U-Bahn-Gleis. Sie verabschiedete sich und fuhr mit einem großen Strahlen - mir nachwinkend - weiter.

Langzeitwirkung

Ich kam von der Arbeit und traf am Bahnhof eine ältere Dame. Sie stand mit ihrem Koffer an einer Treppe, an der es keinen Lift gab. Ich hätte schnell vorbeigehen können. Doch dann erinnerte ich mich an die Erfahrung einer Schwester, die sich vorgenommen hatte, nicht nur stehen zu bleiben, wenn sie darum gebeten wird, sondern auch auf verborgene Nöte zu reagieren. So sagte ich mir: “Bleib stehen!”
Ich sprach die ältere Dame an und bot ihr meine Hilfe an, den Koffer die Treppe hinab zu tragen. Überglücklich reagierte die Frau und sagte: “Ich habe so sehr auf Hilfe gehofft. Sie wissen gar nicht, welche Freude Sie mir heute machen. Vielen Dank und einen schönen Abend!"

Zwischen Tür und Angel

“Hast Du noch einen Augenblick Zeit?” - fragte er mich. Auf dem Schulgelände war es chaotisch laut - einer der letzten Schultage vor den Ferien. Ich ging in sein Zimmer. Er schloß die Tür. “Gestern”, begann er sofort zu erzählen, “war ich auf dem Heimweg von einer Konferenz. Es war schon spät, 20.45 Uhr. Ich war mit dem Motorrad unterwegs. Ich spürte unter meinem Overall mein Handi vibrieren. Sofort fragte ich mich: ‘Wer meldet sich denn um diese Zeit noch?’ Es hörte nicht auf zu vibrieren. Ich entschied, zu stoppen und nachzuschauen. Ich fuhr an den Rand. Auf dem Display sah ich die Nummer einer Vorgesetzten. Ich rief zurück. Ihre Mail-Box sprang an. Vermutlich war der Anruf ein Versehen. Ich fuhr weiter. 3 Minuten später war vor mir die Straße gesperrt. Auf der Straße lag ein Motorrad. Es war eine Maschine, die mich wenige Minuten vorher überholt hatte. Ein Auto hatte die Vorfahrt missachtet. Am nächsten Tag las ich in der Zeitung, dass der Motorradfahrer schwer - aber nicht lebensgefährlich verletzt war.” Mein Gegenüber schaute mich an. Nach einem Augenblick des Schweigens sagte er: “Da war jemand, der noch nicht wollte, dass mein Leben zu Ende geht! All die kleinen Fakten sind einfach nicht erklärbar. Wäre ich nicht ans Telefon gegangen, ich hätte genau zum Zeitpunkt des Unfalls die Stelle passiert.”

Du siehst mich an!

Seit Tagen habe ich darüber nachgedacht, was ich in der Fastenzeit bei mir - durch die Augen Gottes geschaut -  ändern kann. Verzicht auf irgendwelche Nahrungsmittel fällt mir nicht schwer und hat deshalb keine große Bedeutung für mich. Dann hab ich über meine Beziehungen zu Gott, zu mir, zu den Mitmenschen und zur Natur nachgedacht. Einige meiner menschlichen Beziehungen sind zerbrochen, andere “verzerrt”. So habe ich mich entschieden, neu auf eine Freundin, die mich sehr enttäuscht und verletzt hat, zuzugehen. Ich hab sie seit Ewigkeiten zum ersten Mal wieder angesprochen, sie mit den liebenden Augen Gottes angeschaut. Ich kann die Vergangenheit und die Verletzungen nicht ändern! Aber ich kann und will verzeihen!

Nicht bestanden!

Ich hatte von der Not eines jungen Syrers mitbekommen. Er mühte sich sehr, in einem Sprachkurs für Fortgeschrittene weiter zu kommen. Nun hatte er die Abschlussprüfung knapp verfehlt. Er war todtraurig, rückte doch sein Ziel, bald möglichst sein Pharmazie-Studium an einer deutschen Uni wieder aufnehmen zu können, in weite Ferne. Seine Eltern und Geschwister waren in die Türkei geflohen. Er hatte sie schon 20 Monate nicht mehr gesehen und auch in Zukunft blieb es aufgrund der politischen Situation schwierig, zueinander zu kommen. Niemand war da, der sein Leid mit ihm teilte. Ich blieb lange bei ihm. Wir fanden einen neuen Weg für einen anderen Sprachkurs. Ich sah, wie eine große Last von ihm abfiel und wie sich für ihn die Zukunft neu öffnete. Er führte mich in sein kleines spärlich eingerichtetes Zimmer. Zwei kleine Passfotos hingen an der Wand. Ja, das seien seine Eltern, sagte er auf meine Nachfrage hin. Dann nahm er liebevoll ein beidseitig beschriebenes Blatt, das hinter den beiden Fotos klemmte in die Hand. “Das ist ein Brief, den ich vor drei Wochen von meinen Eltern bekommen habe. Ich lese ihn jeden Tag - immer und immer wieder!” Seine Augen füllten sich mit Tränen. Im Meer der Einsamkeit durfte ich einem Menschen Bruder sein.

Verdutzt nahm ich das Telefon...

Von weitem sah ich ihn, einen jungen Afrikaner, dem ich seit langem nicht begegnet war. “Du siehst mich!” - unser Monatsmotto schoss mir in den Kopf. Der junge Mann kam telefonierend auf mich zu. Ich blieb - einem inneren Impuls folgend - bei ihm stehen. Er lachte mir zu. Bei seinem Telefongespräch ging es um eine Wohnung, die er von einer Wohnungsbaugesellschaft erbat. Auf einmal drückte er mir das Telefon in die Hand, weil er nicht weiter kam. Ein wenig verdutzt stellte ich mich am Telefon meinem Gegenüber, einem Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft, vor und schilderte die Situation. Wir kamen ins Gespräch. Ich konnte alle Fragen im Bezug auf den jungen Afrikaner klären und konnte all die Bedingungen, die für ihn zu erfüllen waren, mit ihm besprechen. Am Ende war klar: Er würde die Wohnung bekommen, wenn er nach einem Besichtigungstermin zustimmen würde. Dann beendeten wir das Gespräch. Überglücklich umarmte mich der junge Mann. “Das wollte Gott, dass Du mir heute gerade hier begegnet bist!”

Tief verwurzelt!

Es war Abend geworden und wie immer half ich in einem Altenheim den Bewohnern ins Bett zu kommen. Eine der älteren Frauen des Hauses leidet sehr unter Demenz. Sie zog meine Aufmerksamkeit besonders auf sich. Als ich bei ihr war, öffnete sie die Schublade ihres Nachtschränkchens. Sie nahm ihren Rosenkranz und ein kleines Kreuz heraus. Die beiden Devotionalien in ihrer Hand haltend sagte sie zu mir: “Lass uns zusammen beten!” Ich war so erstaunt und berührt, dass mir Tränen liefen. Aufgrund ihrer Demenz konnte sie ja den Rosenkranz nicht mehr “richtig” beten. Aber in ihrer Hinfälligkeit hielt sie sich dennoch fest an ihm. Für mich war das wie eine Umarmung Gottes: ER umarmte sie,  sie umarmte IHN, mit dem sie ihr ganzes Leben gelebt hatte und ich fühlte mich ganz drin in dieser “Umarmung Gottes” - Eigentlich hätte ich mich schon auf den Weg zu den anderen Bewohnern des Altenheimes machen müssen, aber ich spürte: “Bleib noch ein wenig!” So betete ich mit dieser alten Frau. Die Freude, die ich dabei empfand, kann ich kaum beschreiben..

Eine ehrliche Entschuldigung!

Ich bin in einer kleinen Stadt als Kaplan tätig. Seit den ersten Tagen meines Dienstes, gab es eine Spannung zwischen mir und dem Küster. Obwohl ich mich immer gemüht hatte, den ersten neuen Schritt der Liebe zu wagen, blieb die Spannung. Gestern nachmittag hatte ich das Gefühl, den Küster mit Worten verletzt zu haben und ich dachte: “Gott hat sich so klein gemacht, dass auch ich aus Liebe mich klein machen möchte!” So ging ich zu ihm nach Hause, um mich ehrlichen Herzens zu entschuldigen. Es war wirklich eine Entschuldigung ohne verborgenen Stolz. Ich war so froh, dass Gott mir die Kraft geschenkt hatte, den ersten Schritt zu schaffen. Unser Motto an diesem Tag war: Bau Brücken - keine Mauern. Der Mann war total überrascht und sehr dankbar. Unsere Begegnung war sehr befreiend für uns beide. Seine Frau weinte die ganze Zeit - nicht mehr aus Trauer, sondern aus Freude. Als ich wieder zu Hause war, ging ich noch ein paar Augenblicke in die Kirche, um zu beten. Ich spürte: Jesus ist die Brücke - zu mir und zwischen uns.

Völlig verzweifelt!

Ich war in eine Konferenz eingebunden. Es schellte. Ein kleinwüchsiger Mann aus Syrien stand zitternd und weinend vor mir. Ich hatte ihn und seine Familie in der vergangenen Woche besucht. Er sprach kaum Deutsch und war nicht in der Lage zu reden. Zunächst verstand ich gar nicht, worum es ging. Langsam kam heraus, dass der ältere Sohn der Familie - 5 Jahre - vermißt wurde. Der Mann und seine Frau waren aus ihrer Wohnung gekommen und hatten ihr Fahrrad aus der Garage geholt. Als sie Augenblicke später zurück waren, war ihr Ältester weg.
Der Mann war völlig aufgelöst. Er drohte zusammen zu brechen. Seine Frau konnte ich nicht erreichen, sie ging nicht ans Telefon, war ebenfalls total verzweifelt und auf der Suche nach ihrem Kind. In diesen Tagen vor 4 Jahren hatte sie ihren Bruder im Syrienkrieg verloren.
Ich kontaktierte die Polizei. Sie nahm den Fall sofort auf und versprach zu kommen. Minuten verstrichen. Wir standen draußen. Der Mann war wieder losgelaufen, sein Kind zu finden. Seine Frau kam. Sie wollte nicht ins Haus gehen, da sie hoffte, durch einen Zufall ihren Sohn auf der Straße zu sehen. Mit nur einer dünnen Jacke bekleidet blieb ich bei ihr. Wir standen schweigend beieinander. Ich betete. Nach über 15 Minuten entschied sie, mit ins Haus zu gehen. Die Teilnehmer der Konferenz warteten ebenfalls. Aber diese Situation galt es nun zusammen zu leben. Ich hielt die Angst und die Unwägbarkeiten mit der syrischen Frau aus. Immer wieder weinte und schluchzte sie. Unter ihrem Kopftuch kullerten dicke Tränen der Verzweiflung hervor. "Mein Bruder tot - jetzt auch mein Kind?" fragte sie verzweifelt. Dabei war die Familie doch nur der Kinder wegen nach Deutschland gekommen. Ich gab dem Kleinsten Jungen bunte Smaties. Seine Augen leuchteten auf.
Erneut rief ich die Polizei an. Es waren schon über 30 Minuten verstrichen. Dann die Info von
der Polizei: "Warten sie, wir bekommen da gerade von unseren Kollegen einen Funkspruch: Kind gefunden! Wir wissen aber noch nicht, ob es das Gesuchte ist!" Nach wenigen Minuten wußten wir: Es ist das Kind...
In diesen Augenblicken kam eine erwartete Gruppe von Hauptberuflichen aus unserer Bistumsstadt, die sich mit dem Thema "Evangelisierung" befassen. Sie kamen mitten in die Situation, die sich gerade auflöste. Die Mutter radelte mit dem Kleinen zurück zu ihrer Wohnung. Kurze Zeit später kam der Vater mit dem Ältesten, der - kindlich unbescholten - gar nicht wußte, was geschehen war... Da ich ihm schon einige Male ein kleines Geschenk gegeben hatte, fragte er mich sofort: "Hast Du eine Geschenk für mich?" - Dabei war er doch das Geschenk für uns alle.
Sofort waren die Besucher drinnen im Geschehen der Evangelisierung - von den Wunden her. Als ich nach 4 Stunden gemeinsam mit ihnen verbrachter Zeit noch zu einem kurzen Gebet zur Kirche ging, hörte ich eine Frau hinter mir sagen: "Jetzt verstehe ich, die Flüchtlinge sind wirklich eine Chance für uns als Kirche!" - Ja, wenn wir die Wunden unserer Zeit berühren und uns von den Augenblicken, die Gott uns schickt nehmen lassen, dann sagt jeder neu sein: “Mein Herr und mein Gott!”