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Kannst du mit mir kommen?

Vor ein paar Wochen bin ich einem Mädchen mit einer ganz schweren Kindheit begegnet.  Die Umstände für sie waren so schwer und lastend, dass sie ihre Familie verlassen mußte. Seither lebt sie in einer Pflegefamilie. Obwohl ihre Kindheit so schwer war, wollte sie gerne ihre Mutter und ihre Großeltern besuchen. Aber ihr war klar, dass sie es alleine nicht schaffen würde. Obwohl ich sie erst wenige Tage kannte, fragte sie mich, ob ich nicht mitkommen könne. Ich war gerade mitten in ein Ferienlager unserer Pfarrei mit vielen Kindern involviert. Für diese Kids gab ich alles und ich war kurz davor nein zu sagen, als mir ein Wort aus dem Evangelium einfiel. »Was ihr für einen der geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!« Dieses Mädchen war in echter Not. Ich verstand: Ich kann nicht nein sagen! Später fuhren wir dann zum Haus ihrer Eltern, aber sie konnte einfach nicht hineingehen. All die alten und schlechten Erinnerungen kamen wieder hoch. Wir saßen im Auto, mehr als eine halbe Stunde. Sie umarmte mich. Beten war unmöglich für sie. Ich erinnerte mich an den Satz: »Jesus hat keine Hände, nur die meinen...« Ich verstand, dass ich in diesem Augenblick Jesu schützender Arm für dieses Mädchen sein mußte.  Ich wußte nicht, was sie gerade innerlich durchlitt, weil ich ihre Geschcihte nicht so gut kannte. Nach einer halben Stunden gingen wir ins Haus, beide gespannt, wie der Besuch wohl gehen würde. Es war sehr hart für sie, ihrer Mutter und den Großeltern gegenüber zu stehen, denn es war das erste Mal nach zwei Jahren. Aber es ging und ich war so glücklich, dass ich ihr in diesem Augenblick zur Seite stehen konnte. Wieder neu lernte ich, dass  wir »Seine« Werkzeuge sein müssen in dieser Welt, wenn das Evangelium Wirklichkeit werden soll.

Don't stop giving!

Immer wieder brachten die Nachrichten Bilder von der Taifun-Katastrophe auf den Philippinen. Ich saß in einem Lehrer-Gespräch und spürte, wie viel schweres auch an dieser Schule zu stemmen und zu verwandeln war. Zeit für zusätzliche Projekte schien es kaum zu geben. Immer wieder “klopften” die Bilder in meiner Seele an. So spielte ich - in aller Freiheit - die Idee ein, Jugendliche einzuladen, sich bei einem schon am übernächsten Tag stattfindenden Konzert für hilfesuchende Menschen auf den Philippinen einzusetzen. Die Idee traf auf offene Ohren. So gaben wir sie an die Schüler und Schülerinnen weiter. Diese entschieden: “Na klar, wir machen mit!” Sie informierten sich über die schwierige Lage in dem Inselstaat und entschieden, eine große Spendenbox zu basteln, in der sie Geld für den Wiederaufbau sammeln wollten. DreiSchülerinnen  aus der Klasse  wuchs der Mut zu, beim Konzert am nächsten Tag auf die Bühne zu gehen und von ihrem Projekt zu erzählen. Aber es ging ihnen nicht nur um Geld. “Don’t stop giving!” wurde breiter verstanden.  Auch eine Minute schweigender Solidarität oder ein kurzes Stoßgebet zum Himmel oder Augenblicke ehrlichen Mitfühlens mit den Menschen auf der anderen Seite der Erde, galten als ein echtes “giving”.  Viele der Schüler, die zum Konzert gekommen waren, kamen und gaben von ihrem Taschengeld. “Boh, das hätte ich gar nicht gedacht, dass so viele zu uns gekommen wären!” strahlte Jacquelina. Besonders bewegend der Augenblick, als ein noch relativ kleiner Schüler kam, sein Portemonnaie herauszog, in dem fast nur Cent-Stücke waren. Er nahm das einzige 2-Euro-Stück und gab es in die Spenden-Box. Die Botschaft war tief im Herzen angekommen. “Don’t stop giving!”

Und immer wieder das Handi...

Mitten im Vormittagsgalopp klingelte mein Telefon. Eine Frau ruft an, mit aufgeregter Stimme. Sie setzt sich sehr für einige Asylantenfamilien ein. Einer syrischen Familie hatten wir zu  helfen versucht, ihre Eltern aus dem vom Bürgerkrieg geschüttelten Land hier nach Deutschland zu holen. Lange hatten sie in der Türkei, später in Bulgarien festgesessen. Es war gelungen, Ausreisepapiere nach Deutschland zu organisieren. Es schien nur noch eine Frage von Stunden, wann das alte Ehepaar, die so viel durchgemacht hatten, hier in Deutschland ankommen würde. Und dann dieser Anruf: „Die beiden alten Leute sind auf dem Flughafen von Sofia von der Polizei aufgegriffen worden…“ Wieder schien alles zu versanden. Wieder schien die kleine Hoffnungsflamme zu ersticken. „Jetzt hilft nur noch beten!“ hörte ich am Telefon.  Sofort griff ich meinerseits zum Telefon und rief einige junge Leute an, mit der Bitte, um Menschen in Sofia zu beten, die sich nicht von Vorschriften leiten, sondern in ihrem Herzen berühren ließen. Ich selber ließ mein Alltagsgeschäft und betete einen Rosenkranz für diese Menschen in Not. Dann legte ich alles in die Hände Gottes. Spät abends klingelte erneut das Handy: „Der Sohn ist nach Berlin gefahren! Seine Eltern sind dort angekommen!“ Nach 16 Jahren konnte er sie beide erstmals wieder in den Arm schließen. Später fand ich eine SMS von ihm. Er schrieb: „Was für eine Freude, meine Eltern jetzt hier in Deutschland zu haben. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll! Ich danke millionenfach! Immer wieder danke!“ Als ich das las, rollten mir Tränen über meine Wangen. Die Worte Jesu, die tätige Liebe ganz konkreter Menschen und unsere bittenden Worte an Gott hatten das Wunder geschehen lassen!

Er wurde immer trauriger!

Mein Handy “brummt” - eine SMS ist angekommen. Darin bekomme ich die Botschaft über einen jungen Menschen, den ich gut kenne: “Es geht ihm nicht gut! Er wird sich bald bei dir melden!” Das Handy in der Hand haltend kommt mir sofort der Impuls dieses Monats, Jesus mit einem Lächeln zu sagen. “Ich nehme deine Einladung an!”
Als sich der Jugendliche auch nach einer Stunde noch nicht gemeldet hat, rufe ich ihn an. “Oh, wie schön, dass Du anrufst!” höre ich. Über eine Stunde reden wir am Telefon. In eine ihm wichtige Freundschaft hatte er all seine Kraft und Liebe investiert, aber sein eigenes Leben und seine eigenen Bedürfnisse schienen dabei viel zu kurz zu kommen. Er wurde immer trauriger. Lange tauschen wir uns über das Geheimnis von Beziehungen aus, über Nächstenliebe und Selbstsorge und über seine konkrete Situation. Am Ende höre ich: “Oh, mein Herz hat richtig durchatmen können! Danke dafür!”

Ein Anruf als Einladung Gottes an mich!

Lange hatte ich in einem Buch gelesen. “Jesus ist überall dort, wo Menschen Not leiden- überall dort sind sie  (und Er in ihnen) für uns wie ‘eine Gelegenheit’, wie ein geöffnetes Tor zum Vater.” Dieser Satz war mir geblieben und beschäftigte mich sehr. So brauchte ich eine kleine Pause zum Verarbeiten - richtig gemütlich mit einer Tasse Tee...
Kaum hatte ich mich zurückgezogen, als mein Telefon klingelte. Ich wollte schon fast innerlich murren, doch zum Glück hatte ich auch das Monatsmotto im Herzen “Ich nehme deine Einladung an” , also hob ich ab. Eine Frau, bei uns in der Stadt im Asylantenheim wohnend, bat für eine weitere dort untergebrachte Frau aus Eritrea um Hilfe. Diese Menschen dort leiden wirkliche Not, also habe ich mich auf gemacht, um zu sehen, wie ich helfen kann. Letztlich war es für mich eine Kleinigkeit, die ich tun konnte, die Frau war aber sehr glücklich. Wir mussten eine kurze Wegstrecke mit dem Auto fahren und dort erzählte sie dann Einzelheiten ihrer Flucht: Alle ihre Eindrücke könne sie noch nicht verarbeiten, die europäische Kultur sei ihr auch noch so fremd. So viel habe sie zurücklassen müssen....Sie fing an zu weinen. “Die schlimmsten Bilder werde ich aber wohl nie vergessen. Ich bin über Lampedusa gekommen!” hörte ich sie sagen. Ich war starr vor Entsetzen. Diese Bilder, die ich ja lediglich aus den Medien kannte, hatten mir schon ziemlich zugesetzt. Und sie hatte es live erleben müssen! “Erst sind wir ja durch die Wüste geflohen. Schon dort sind so viele Kinder und auch schwangere Frauen gestorben. Es gab einfach nicht genug Wasser. Wir, die wir bis zu den Booten kamen, waren so voller Hoffnung. Aber es war so voll auf dem Boot und irgendwann war auch dort kein Trinkwasser mehr vorhanden. Wieder musste ich erleben, dass Menschen starben. Und dann das Unglück. Ein Boot kenterte....Wie viele Menschen musste ich ertrinken sehen. Kinder, Männer und Frauen trieben einfach auf dem Meer....” Ihre Tränen liefen unaufhaltsam. Was für ein Schmerz!
Wieder zurück beim Asylantenheim, saßen wir noch einen Moment zusammen im Auto und hielten uns an den Händen. Langsam versiegten unsere Tränen. Meine Begleitung entschuldigte sich für all ihre Tränen und die furchtbaren Schilderungen. Ich hoffe, dass ich ihr deutlich machen konnte, wie sehr jede Träne ein großes Geschenk für mich ist und dass ich glücklich bin, wenn ich diese furchtbare Not und alle ihre Schmerzen nur ein wenig mittragen kann.
Mit einer innigen Umarmung und beide tief bewegt, aber glücklich, haben wir uns dann voneinander verabschiedet.

Interessiert hörte sie zu!

Meine Arbeitswoche hatte begonnen. Ich war noch ganz erfüllt von einer Woche mit Jugendlichen auf den Spuren von Chiara Luce Badano in Italien. Ich war mit einer muslimischen Kollegin zum Dienst eingeteilt. Sie kam aus einem nordafrikanischen Land und wir waren uns noch nie begegnet. Beim Anlegen der Arbeitskleidung wirkte sie ein wenig schüchtern und scheu. Ich spürte unsere kulturellen Unterschiede. “Mach dir keine Sorgen!” sagte ich ihr. “Ich war letzte Woche noch mit Jugendlichen in Italien auf den Spuren eines jung gestorbenen Mädchens unterwegs. Wir mußten auch lernen, in unserer Unterkunft auf engstem Raum zurecht zu kommen!” Interessiert fragte sie nach. Ich begann zu erzählen von der jungen - vor zwei Jahren selig gesprochenen - Chiara Luce Badano. Sie war mit 17 Jahren an unheilbarem Krebs erkrankt und hatte ja gesagt zu ihrem Schicksal. Durch ihre konkrete Beziehung zu Gott hatte sie in eine ungeahnte Freude und Leichtigkeit hinein gefunden, die ihresgleichen sucht! Gebannt und mit höchster Aufmerksamkeit hörte meine Kollegin zu. Als ich geendet hatte, schaute sie mich lange mit großen Augen an. Dann sagte sie: “Wenn ich dir zuhöre, dann hab ich den Eindruck, als hättet ihr Gott berührt!” - Was für eine Freude! im Teilen unserer Lebenserfahrungen kamen wir über Religionsgrenzen hinweg einander nah - vom ersten Augenblick an!

Ein Kaffee war noch drin!

Ich war auf den Straßen unserer Stadt unterwegs und sah mir ein Ehepaar entgegenkommen, das in unserer Kirchen-Gemeinde sehr aktiv ist. Im Rollstuhl schob der Mann eine alte Dame, seine Cousine, die seit wenigen Tagen im Altenheim unseres Stadtteils wohnt. Er war sehr glücklich darüber, dass dies möglich geworden war, so war die Cousine in der Nähe und konnte gut betreut werden. Mich hatte schon sehr beeindruckt, dass das Ehepaar sich so um die alleinstehende, alte Cousine kümmerte! Das bedeutete eine neue Verantwortung und auch immer zeitlichen Aufwand und Geduld. Als die drei mir auf der anderen Straßenseite entgegen kamen, dachte ich, da kannst du jetzt nicht einfach vorbei gehen. Du kannst dem Ehepaar wenigstens einen kurzen Gruß sagen und bei der Gelegenheit auch die alte Dame kennen lernen. Also wechselte ich spontan die Straßenseite und ging auf sie zu. Sie freuten sich, als sie mich sahen. „Trinken Sie einen Kaffee mit uns?“ luden Sie mich gleich ein. Ich kam gerade vom Essen mit der koptischen Gemeinde, dachte dann aber, es ist die größere Liebe, sich jetzt auf diesen Kaffee einzulassen. Gern willigte ich ein. Eine Dreiviertelstunde saßen wir im Cafe und hatten uns eine Menge zu erzählen. Bei der Gelegenheit konnte ich auch gleich einige kleine Gemeindeangelegenheiten klären. - Ich war froh, dass ich den Schritt gemacht und dem Ehepaar diese Stunde mit der alten Cousine erleichtert hatte...

Im Fremden den Bruder und die Schwester entdecken!

Am frühen Nachmittag kehrte ich vom Treffen mit einer koptisch-orthodoxen Gemeinde in unserer Stadt zurück, die ich besucht hatte. Sie sind seit etwa drei Jahren in unserer Gemeinde alle vierzehn Tage zu Gast. In den letzten Wochen ist die Gemeinde durch die Flucht aus Ägypten mehr als doppelt so groß geworden, aber die Gemeinde nimmt diese Herausforderung an und bietet für die Neuankömmlinge, die zum Teil noch in den Übergangsheimen wohnen, ein klein wenig Heimat: der gewohnte koptisch-orthodoxe Gottesdienst, der sonntags etwa drei Stunden dauert, und anschließend das Treffen der Gemeinde, bei dem die Gemeinde auch gerade für die Armen unter ihnen ein einfaches Mittagessen ausrichtet. Die Atmosphäre ist sehr herzlich, und die schweren Herzens aus ihrer ägyptischen (und auch syrischen, eriträischen und sudanesischen) Heimat Geflohenen finden hier einen Ort des Friedens, der Liebe und der Gemeinschaft, wo sie „im Glauben und in der Liebe bleiben“ können. Nach dem Mittagessen gibt es einen Deutschkurs, der jetzt hoffnungslos überfüllt ist, und einen Bibelunterricht, den der koptische Priester abhält. - Am heutigen Sonntag der Weltmission in der katholischen Kirche auf der ganzen Welt habe ich der Gemeinde mitgeteilt, dass wir an sie gedacht haben, und uns freuen, dass sie da sind. Alle freuten sich und brachten dies durch einen Applaus zum Ausdruck...

Ich gönn's Dir von Herzen!

In den Sommerferien hatte ich drei Wochen Urlaub und eine Kollegin hatte einen Patienten von mir übernommen. Er ist sehr verwahrlost. Als ich das erste Mal da war, war schon vor lauter Katzenhaaren die ursprüngliche Teppichfarbe nicht mehr zu erkennen. Es hatte mich damals viel Schweiß und Überwindung gekostet, dort zu arbeiten. In meiner Abwesenheit hatte sich meine Vertretung nicht um die Sauberkeit der Wohnung gekümmert. Ich war sehr verärgert, konnte ich doch wieder von vorne anfangen. Ich hab versucht, mit aller Entschiedenheit aus all dem einen echten Akt der Liebe zu machen und nicht zu urteilen. - Kurze Zeit später ging meine Kollegin in Urlaub und es fand sich niemand, der einen von ihren schwer zu nehmenden Patienten für diese Zeit versorgen wollte. Ich dachte bei mir: “Das ist eine Chance, meine Liebe noch zu vervielfachen!” Obwohl auch ich mich mit dem Menschen schwer tat, hab ich den Schritt machen können.
Als ich in diese Wohnung kam, schlug mir so ein Gestank entgegen, dass ich schnellstens das Fenster aufreißen mußte, um mich nicht zu übergeben. - Für mich hieß es jetzt, beim Glauben und bei der Liebe zu bleiben, indem ich diesem Menschen in all seiner Not und Hilflosigkeit wertschätzend und liebend zu begegnen versuchte. Und das sollte mir weiterhin helfen, den Ärger über meine Kollegin zu überwinden. Für mich galt: “Leg in der Konkretheit der Liebe noch eins drauf!”- So habe ich (für sie) auch noch die Fenster geputzt und andere Reinigungsarbeiten übernommen, die nicht zu meinem Arbeitsfeld als Vertretung gehörten. Sie sollte sich freuen, wenn ich aus dem Urlaub zurück käme!
Dann kam die letzte Dienstbesprechung. Ich wollte in den Herbstferien Urlaub nehmen. Das Gespräch kam auf den Mann mit der Katz, es wurde nicht gerade liebevoll über ihn gesprochen. Vorsichtig erwiderte ich: “ Bei deinem Herrn ist es auch nicht gerade angenehm, aber ich habe es gern für dich getan!” Sie schaute mich an und schwieg.
Dann kam die Urlaubs- und Vertretungsplanung. Mein Urlaub stand plötzlich auf der Kippe, da sich niemand zur Pflege des besagten Herrn meldete. Doch dann meldete sich eben diese Kollegin und übernahm gleich drei Patienten - auch den etwas schwierigen Herrn. Ich war total erfreut. Nach der Dienstbesprechung sagte sie mir: “Weißt Du, ich hab mich echt gefreut über die Dinge, die Du für mich getan hast. Ich war ganz platt, sogar die Fenster hast Du geputzt! Und jetzt gönn ich Dir Deinen Urlaub von Herzen!”

Dieses Wort war allein für mich!

Das Abi lag hinter mir. Das Studium begann. Ich mußte meine geliebte Heimatstadt verlassen. Diese Zeit war richtig schwer für mich. Vor wenigen Wochen war ich mit meiner Musikgruppe aus Siebenbürgen in Deutschland gewesen. Wir hatten wunderbare Tage verbracht und entdecken dürfen, wie konkret das Evangelium lebbar ist. Diese Entdeckung begleitet mich. Seither machen wir bei den “Freunden des Wortes” mit.
Aber nun war ich eingetaucht in eine Gesellschaft “ohne Gott”. In diesem Klima meiner Entdeckung treu zu bleiben, fiel mir schwer. Und dann kam auf einmal der Monatsbrief bei mir an: “Bleibe beim Glauben und bei der Liebe!” Als ich das las, begann ich zu weinen, denn diese Botschaft war allein für mich. Durch sie sprach Gott mich an. Er gab mir Kraft und Stärke. Ich konnte es kaum glauben, wie konkret Er ist und liebt. Er half mir und sagte mir: “Bleibe beim Glauben und bei der Liebe!” Auf einmal fühlte ich mich soooooo geliebt! Jetzt warte ich voller Spannung auf das nächste Wort!

Eine unerwartete Tiefe stellt sich ein!

Ein voller Arbeitstag lag vor mir. Ich war einer Kollegin zugeteilt, mit der ich bisher noch nicht zusammen gearbeitet hatte. Wir kannten uns nur vom Sehen her. Egal, die Chemie stimmte und es war ein sehr harmonisches Miteinander. Während kurzer Arbeitspausen erzählte ich, dass ich in den nächsten Tagen abgemeldet sei, da ich eine Gruppe Jugendlicher nach Italien begleiten würde. “Und wohin geht’s” fragte meine Kollegin interessiert zurück. “Nach Sassello, in Norditalien!” war meine Antwort.
“Was ist denn da so spannend?” Ich begann zu erzählen, von Chiara Luce, die vor gut 20 Jahren innerhalb eines Jahres an einem aggressiven Tumor gestorben ist und die diesen Weg ihres Leidens und Sterbens mit einer solchen inneren Kraft bejaht und angenommen hat, dass sie in einem Frieden Leben und Sterben konnte, der seinesgleichen sucht. “Wir werden dort sein, wo sie gelebt hat und der Quelle ihres Glaubens auf die Spur zu kommen versuchen. Wir werden mit Menschen reden, die sie gekannt haben und mit denen sie gelebt hat!” Weiter erzählte ich, dass es mich so sehr bewege, sogar in dem Raum sein zu dürfen, wo Chiara Luce gelebt hat und gestorben ist und dass wir ihre Eltern besuchen würden. “Ich möchte erspüren, wie man als Eltern damit umgehen kann, das eigene  Kind so früh wieder gehen lassen zu müssen!” fügte ich hinzu.
Als ich das sagte, traf mich ein besonderer Blick aus den Augen meines Gegenübers. “Oh je” sagte ich, “ich habe Sie betroffen gemacht.” - “Ja, ich habe genau das erleben müssen. Vor 25 Jahren ist meine Tochter mit damals 10 Jahren an einem Hirn-Tumor verstorben.” Jetzt war ich betroffen! “Das tut mir so leid, ich wollte Ihnen nicht weh tun.” - “Das muss Ihnen nicht leid tun”, entgegnete meine Mitarbeiterin, “ich freue mich, wenn wir so offen reden können. Stellen Sie sich vor, im Mai hätte das Grab eingeebnet werden sollen. Das habe ich nicht ausgehalten. Aber es ging nicht, das Grab für weitere Jahre zu verlängern. Ich habe so unter der Vorstellung gelitten. Dann haben wir, mein Mann und ich, eine neue Grabstelle gekauft und meine Tochter umbetten lassen. Das war eine ganz schlimme Zeit! Aber jetzt habe auch ich wieder meinen Frieden. Und mein Mann, er ist mein zweiter Ehemann und nicht der Vater meiner Tochter, hat alle meine Sorgen um die finanzielle Belastung, die diese Situation hervorgerufen hat, völlig leicht genommen. Er hätte sogar einen Kredit aufgenommen um mir zu helfen!”
Ich war völlig gerührt von dieser Erzählung! “Tun Sie mir einen Gefallen?” wurde ich gefragt. “Aber klar!” war meine Antwort. “Erzählen Sie mir, was Sie in Italien erlebt haben und was es bedeutet?” - “Oh, liebend gerne! Ich freue mich darauf!”versprach ich meiner Kollegin. Dann haben wir uns umarmt, uns für diese völlig unerwartete Gespräch bedankt und uns ganz glücklich voneinander verabschiedet!

Ich gab Zeugnis von meinem Glauben

Mit einem jungen Mann habe ich mich in meiner Einsatzstelle als Langzeitfreiwillige über meinen Glauben unterhalten. Er ging davon aus, dass ich gekommen bin, um die Kinder im Kindergarten zu „missionieren“ und ihnen den katholischen Glauben näher zu bringen. – Natürlich will ich die Kinder lieben lehren und wir beten auch drei Mal am Tag, doch „mein Projekt“ ist viel mehr als das. Ich helfe den „Mamis“ (Kindergärtnerinnen) bei ihrer Arbeit und entwerfe Tänze und Lieder für die Kinder. Ich erzählte ihm, dass ich mein Leben verschenke, wo ich kann.
Anschließend kamen wir darauf, wie ich meinen Glauben verstehe und lebe. Wir sprachen über Themen wie „Hölle“ und „Heilige“. Wichtiger jedoch war mir, ihm zu sagen, dass ich an Gott und an Jesus glaube und an deren Botschaft: Ich glaube, dass Liebe das Fundament unserer Kraft und unseres Glücks ist und ich glaube, dass Gott immer mit mir ist. Aber er lässt uns frei, zwingt uns zu nichts!  Meine Erfahrung ist jedoch:  Wer sich auf den Lebensstil Jesu einlässt, wer wirklich liebt, wird reich beschenkt. Das passt total gut zu meiner Entscheidung, für ein Jahr als Missionarin auf Zeit ins Ausland zu gehen. Ich war gegangen, um mich zu verschenken, aber Vertrauen war angesagt!  „Ich habe gezweifelt, vor Sorge geweint… aber irgendwann habe ich den Sprung des Vertrauens auf Gott hin gemacht. Da ist mir bewusst geworden, dass er immer bei mir ist und mich beschützt und ich nie alleine bin. Und nun geht‘s  mir unglaublich gut. Ich bin so glücklich, hier zu sein und jeden Tag neues erleben zu dürfen. Ich bin so froh, dass ich vertraut habe.“
Der junge Mann hatte mir aufmerksam zugehört. Jetzt sagte er: „Zum ersten Mal wird mir bewusst, dass Glaube nicht nur Kirchbesuch ist, bei dem man Gott lobt, um in den Himmel zu kommen!“

(m)ein Gebet

Im Brief einer jungen Frau, die uns mit ihrer Musik-Gruppe aus Siebenbürgen besucht hatte, lese ich: “Das internationale Rosenkranzgebet war sehr, sehr schön. Viele von uns können kein Deutsch und weil wir immer die verschiedenen Teile des Rosenkranzes in unseren verschiedenen Sprachen gebetet haben, konnten wir alle zusammen beten und uns verstehen!” - Wenige Tage später bin ich mit zwei bosnischen Freunden unterwegs. Auf langen Autofahrten kommt uns die Idee, Rosenkranz zu beten. Wie so oft sammeln wir all die Anliegen, die uns bewegen und die uns Menschen zugetragen haben. Dann beginnen wir. Und wieder neu in unseren verschiedenen Sprachen, in kroatischer und in deutscher Sprache. Wieder finden wir - jenseits der Unterschiedlichkeit unserer Sprachen - in eine tiefe Sinfonie mit Gott und untereinander. - Zwei Tage später besuche ich meine Mutter, die seit dem Tod  ihres Mannes / meines Vaters viel allein ist. Sie freut sich sehr über meinen Besuch. Wir reden viel, arbeiten und tauschen über viele Dinge aus. Abends dann die Idee: “Sollen wir noch zusammen den Rosenkranz beten?” - “Gerne!” Und wieder neu beginnen wir und ich habe sie alle im Herzen, denen ich versprochen habe, in diesem Jahr besonders an sie zu denken: Rebekka in Südafrika, Petra in Sarajevo, Patrick in Brasilin, Silvia in Neuseeland, Niko in Kanada, Marcus in Italien, Rita in Rumänien...

Sollte ich den Besuch noch machen?

Ich war mehr als müde, denn ich war nachts sehr gefordert gewesen. Und dann stand da noch die Frage einer mir unbekannten Frau im Raum, ob ich bei ihr - im Altenheim - mal vorbei schauen könne. Eigentlich hätte ich ein paar Stunden Ruhe gebraucht, aber die Vorstellung, dass die alte Frau vielleicht wartet und die einfach zu beantwortende Frage nach der größeren Liebe, gaben mir den Impuls, noch zum Heim zu fahren.
Die Frau, auf die ich traf, war noch gar nicht so alt. Sie lag im Bett und konnte nicht mehr reden. Große Augen sahen mich an. Ich fühlte mit ihr. Körperlich konnte sie sich kaum noch bewegen. Ich stellte mich vor. Sie zeigte kaum wahrnehmbare Reaktionen. Dann entschuldige ich mich für mein vielleicht nicht taufrisches Aussehen, wegen des Nachtdienstes. Prompt huschte ihr ein leichtes Lächeln übers Gesicht! Das Eis war gebrochen und wir konnten ohne Worte perfekt miteinander kommunizieren!!  “In der kommenden Woche schau ich mal wieder bei Ihnen vorbei, wenn Sie mögen!” sagte ich ihr zum Abschied. Während ich das sagte, hielt ich ihre Hand. Und sie, die sich kaum bewegen kann, drückte sie leicht! Und ihre Augen, begannen richtig zu leuchten. So kostbar -  dieser Moment!!! Ganz reich beschenkt und überglücklich bin ich dann heimgefahren.  Gut, dass ich der Müdigkeit nicht nachgegeben hatte!

Dasein in der Dunkelheit

Immer neu treffen mich Botschaften, die mich tief berühren. Ein totes Kind ist in der Baby-Klappe eines nahen Krankenhauses abgelegt worden. Jetzt läuft die Suche nach dem “Täter” / der “Täterin” auf Hochtouren, denn das Kind hat nach der Geburt gelebt. Ich spüre die Not und Verzweiflung der jungen Mutter, die Ausweglosigkeit und ich sehe das Kind vor mir, das nicht leben durfte. Mit dieser Dunkelheit im Herzen bin ich da - vor Gott.
In einer Mail lese ich, dass die Eltern einer syrischen Familie auf langen Fluchtwegen mittlerweile in Bulgarien angekommen sind. Ein Verwandter dieser Familie hat alle Verpflichtungserklärungen für die Eltern unterschrieben und wollte sie nun in Bulgarien abholen. Voller Hoffnung und Vorfreude ist er aufgebrochen. Gestern ist er am Flughafen in diesem Land verhaftet worden, weil ihm vorgeworfen wird, ein Schlepper zu sein. “Haben Sie noch eine Idee, was wir machen können?” lese ich in der Mail. Ich spüre die Verzweiflung des Festgenommenen, der “alles richtig gemacht” hat und der nun ungerechtfertigter weise leidet und festgehalten wird. Ich spüre die Verzweiflung der in Deutschland wartenden Familie und ich spüre die Not der mittlerweile alt und hilfsbedürftig gewordenen Eltern und ich spüre die Ohnmacht der Helfer. Wieder neu: Da bin ich, auch mit ihrer Not vor Dir.
In den Bildern des Fernsehens schauen mich immer wieder die Flüchtlinge auf Lampedusa an, Helfer bergen Tag für Tag noch Tote dieser schrecklichen Katastrophe vor den Toren Europas. Auch diese Gesichter gehen mir nicht mehr aus dem Sinn. Ein junger Mann aus Eritrea bittet eine Reporterin um ihr Handi, um zu Hause anzurufen. Er sagt nur ganz kurz, es sei alles klar, er sei angekommen! Ich sehe sein Gesicht. Und gleichzeitig “sehe” ich das Gesicht der vielen Eltern und Verwandten in Eritrea und Somalia, die auch auf Botschaft ihrer Kinder oder Verwandten aus Europa warten und nie mehr Botschaft erhalten werden. Ihr Schmerz geht mir sehr unter die Haut. Auch diesen Schmerz versuche ich mit auszuhalten: Da bin ich - immer neu in und mit der Dunkelheit dieser Welt - vor Dir.

Ich bot ihr einen Stuhl an!

Mein Büro rappelvoll und jeder möchte "nur noch eben" irgendetwas...  Ich war echt gut gefordert. Den nächsten Klienten hatte ich erst einmal gesehen. Er war vorher bei einer Kollegin. Sie ist 53 Jahre alt, geschieden, hat eine erwachsene Tochter und betreibt einen Imbiss. Vor 3 Monaten hatte sie einen echten Schicksalsschlag erlitten. Ich wußte darum. Irgendwie wirkte sie völlig nervös, einerseits hatte ich das Gefühl, sie wollte mit all den Erledigungen in meinem Büro nur schnell fertig werden, aber irgendwas hielt sie zurück. Vor meinem Büro  immer mehr Stimmen... "Kommen Sie, setzen wir uns noch einen Moment", habe ich ihr gesagt und ihr einen Stuhl angeboten. Der Stuhl in meiner Hand löste einen Gedanken an unseren Monats-Impuls aus.  "Ich bin da (für dich)!" galt es innerlich zu sagen.  "Was haben Sie denn noch zu besprechen?" wollte sie wissen. "Ich habe den Eindruck, dass es Ihnen nicht wirklich gut geht",  bot ich ihr als Aufhänger. Volltreffer!! Sie sei völlig ohne Antrieb, wolle nur noch schlafen, schaffe die Arbeit nicht, müsse aber doch davon leben.... und ihre finanzielle Decke sei nicht stabil genug. "Was soll das....?" habe ich gar nicht zu Ende gefragt. Sie habe schon 2 mal auf einem Dach gestanden, sich dann aber doch nicht getraut zu springen, erzählte sie. Lange haben wir noch gesprochen. Richtig gut. Ich habe mich bedankt für ihre Offenheit, alles so zu erzählen und wir haben auch gleich einen Termin beim Psychiater bekommen, der sie ebenfalls unterstützt. . Am meisten gefreut hat mich, als sie sagte: “Eigentlich wollte ich  das nie jemandem erzählen. Aber jetzt bin ich echt froh, dass ich es Ihnen doch anvertrauen konnte!”

Alte Spurrillen - Ort der Gnade

Ich hatte mich mal wieder in den Spurrillen alter Schuld verfangen. Eine tiefe Enttäuschung machte sich breit in meiner Seele. Traurigkeit und Missmutigkeit blieb zurück. Ich setzte mich auf einen Stuhl. In diesem Augenblick erreichte mich ein starker, lebendiger Impuls: “Da bin ich!” hörte ich. - Aber nicht von meiner Seite, sondern von der Seite Gottes. Ich verstand! Gerade in diesem dunklen Teil meines Lebens, in diesem Enttäuschenden war ER, Jesus, besonders lebendig und besonders gegenwärtig. Ein Wort aus dem Korintherbrief fiel mir ein. “Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden!” In diesem Schatten meines Lebens schaute ER mich an, ER war darin und ER war darin alles für mich. Seine Liebe sagte mir leise: “Alles für dich - nichts für mich!” Dieser innere Augenblick traf mich tief, richtete mich auf und löste vieles. Wenig später konnte auch ich sagen: “Da bin ich!” Die Sonne blickte durch die Wolken - ich nahm es abermals als ein Zeichen Seiner verborgenen Liebe!

Ich fand den Mut zu sprechen!

Gestern war ich mit meiner Clique unterwegs. Mittendrin rief eine Asylantin an - einfach aus Angst. Ich habe meine Gruppe kurz verlassen, um zu sprechen, aber dass ich Englisch sprach, bekamen meine Leute doch mit. “Musst du los?” wurde ich gefragt? “Nein, nein, das war eine unsrer Asylantinnen, die große Angst hat und einfach Zuspruch brauchte.” - “Und dann rufen die dich einfach an?” - “Wie soll es denn sonst gehen?” fragte ich. Eine der Frauen spöttelte:”Ah, Mutter Theresa ist wieder im Einsatz.” Mich traf das sehr, versuchte ich doch, ganz für die Leidenden da zu sein. So hab ich begonnen, davon zu erzählen, welche Schicksale die Frauen oder Familien zu leben haben, und dass sie ganz alleine sind, wenn niemand kommt. Und dann erzählte ich von den Texten von Papst Franziskus, die ich vom Weltjugendtag in Rio im Internet aufgefischt hatte. “Der Papst hat dort einen klaren Auftrag gegeben. Er hat uns ermutigt, uns um Menschen, die an den Rand geraten sind, zu kümmern. Und das versuche ich umzusetzen. Oder soll ich wegsehen und weghören, wenn ich von dieser Not höre?” - Puh, war vielleicht etwas heftig, aber danach kamen keine dummen Sprüche mehr, sondern tatsächlich verhaltene Unterstützung. Das peinliche Schweigen legte sich dann wieder, zum Glück...

Ein wenig Menschlichkeit

Am Mittwoch war ich bei einer syrischen Familie und habe bei der Hotline für das Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge angerufen. Wir sind bemüht, die alt gewordenen Eltern dieser Familie über ein Aufnahmeprogramm in unser Land zu holen. Ich erhielt telefonisch eine Bearbeitungsnummer. Ein Verwandter hat bereits eine Verpflichtungserklärung unterschrieben. Nun geht es darum, ob ein Visum beantragt werden kann. So sitze ich am Telefon und warte, ob meine Hilfe bei Sprachschwierigkeiten nötig ist... Ich bin da!  Gerade kam ein Anruf der Familie. Der Termin bei der Ausländerbehörde ist positiv verlaufen. Die Unterlagen sind ausgehändigt, um die Visa zu beantragen... Ich freue mich so sehr für die Familie. Warum schreibe ich so ausführlich? Weil ich mir so sehr wünsche, dass wir hier in absehbarer Zeit Erfolg haben werden. Die Eltern sind schon viel zu lange auf der Flucht. Sie sind krank und traumatisiert. Wir können nicht die Welt retten, aber ein wenig Hilfe leisten und Menschlichkeit zeigen. So gilt es immer neu: Ich bin da!

Ich wagte den Schritt!

Wieder stand der Jahres-Sterbetag eines nahen Verwandten an. Ich informierte eine weiter entfernt wohnende Frau, die aus dem Pfarrblatt das Jahresamt nicht erfahren konnte. Mit dieser Frau hatten viele aus meiner Familie große Schwierigkeiten, zumal sie schon viele Beziehungen innerhalb der Familie sehr belastet und sogar zerstört hatte. Viele ihrer Reaktionen waren überzogen und unverständlich, so dass  im Laufe von Jahren tiefe Gräben entstanden waren. Ich hatte begonnen, eine Novene zu beten, um auch für diese Beziehung um “Entwicklung im Licht Gottes” zu bitten. Es war ein neuntägiges Gebet zu Franziskus, dem Friedensstifter.
Am Tag des Jahres-Gedächtnisses kam die Frau mit ihrer Tochter ebenfalls zur Messe. Da sie kirchlich nicht sozialisiert ist, blieben die beiden im Fond der Kirche und sprachen mit niemanden aus der Familie. Als im Verlauf des Gottesdienstes der Augenblick des Friedensgrußes kam, spürte ich den tiefen Impuls: “Geh und bring auch ihr diesen göttlichen Frieden!” Alles wehrte sich in mir, hatte sie mich doch so oft schon verletzt und eine Beziehung nahezu unmöglich gemacht. Aber dieser innere “Ruf” war so stark, dass ich ging, denn ich spürte, es gab jetzt nur diesen Augenblick. Fünf Sekunden später schon, würde diese Gelegenheit unwiederbringlich vorbei sein. Also ging ich! Ich brachte den Frieden zu den beiden und schaute dabei in völlig erstaunte Augen. Diese ehrliche Geste berührte ihr Herzen. - Nach der Messe verschwanden beide schnell. Ich hätte keine Gelegenheit mehr gehabt, mit ihnen zu sprechen.