14 Tage Quarantäne waren angesagt – in unserem kleinen Jugendzentrum. Diese Zeit, die viel Ruhe mit sich brachte, gab mir viel Zeit zum Nachdenken. Wie wollte ich weitergehen nach diesen 14 Tagen? Gab es etwas, was Gott mir besonders sagen wollte. Immer wieder suchte ich die Stille auf und das sprechen zu lassen, was in meinem Inneren war.
Ich hatte von einem Haus gelesen, in dem in unserer Nachbarstadt junge Mädchen untergebracht waren, die zu Hause keine Bleibe mehr hatten. 40 Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren. Mit dem Leiter dieses Institutes nahm ich Kontakt auf und besuchte ihn nach der Quarantänezeit. Schnell kamen wir in einem tiefen vertrauensvollen Austausch, so dass er mir anbot, die Mädchen kurz kennen zu lernen. So fand ich mich wenige Augenblicke später in der Gruppe wieder – junge hoffnungsvolle Menschen, mit einer tiefen Verwundung in ihrem Herzen. In ihren Augen sah ich, wie sehr sie sich nach einem ehrlichen und offenen Zuhause sehnten. Spontan kam mir die Idee, sie für den nächsten Tag in unser kleines Jugendzentrum einzuladen. Sie kamen und hatten viel Freude an unserem kleinen Team und an den Tieren, die wir bei uns haben. Besonders bewegend war es für mich, ihnen unsere Kirche erklären zu können. Sie kamen fast alle aus säkularen Hintergründen und doch wusste die eine oder andere einige Dinge über unseren Glauben. Es kam zu vielen kleinen lebendigen Gesprächen. Sie fühlten sich zu Hause.
Beim Abschied herrschte eine große Freude unter uns. - Es war nur ein Tropen im großen Ozean der Welt und im Ozean ihres Lebens. Hätten wir jedoch diese Augenblicke nicht geteilt, so würde dieser kostbare Tropen fehlen.
14 days of quarantine were announced - in our small youth center. This time, which brought a lot of rest, gave me a lot of time to reflect. How did I want to go on after these 14 days? Was there something that God wanted to tell me in particular? Repeatedly I sought out the silence and let speak what was within me.
I had read about a house in our neighboring town that housed young girls who had no place to live at home. Forty girls aged 16 and 17. I contacted the director of this institute and visited him after the quarantine period. Quickly we came in a deep and trusting exchange, so that he offered me to get to know the girls for a short time. So a few moments later, I found myself in the group - young hopeful people, with a deep wound in their hearts. In their eyes, I saw how much they longed for an honest and open home. Spontaneously I had the idea to invite them to our small youth center for the next day. They came and had much joy in our small team and with the animals, we have with us. It was especially moving for me to be able to explain our church to them. Almost all of them came from secular backgrounds and yet some of them knew a few things about our faith. It came to many small lively conversations. They felt at home.
At the farewell, there was a great joy among us. - It was just a drop in the great ocean of the world and in the ocean of their lives. Nevertheless, if we had not shared these moments, this precious drop would be missing.
Hinten in der Kirche stehend, sah ich einen älteren Herrn, der mit Schirm und Blumenvase in der Hand Schwierigkeiten hatte, die Tür zu öffnen. In der Kirche dann fiel ihm auf, dass ein Blumenblatt verloren gegangen war. Als er es nicht fand, sagte er: „Schade, na, dann stell ich‘s ebenso hin!“ Diese kleine Geste, von zu Hause aus sorgfältig ausgewählte Blumen und Blätter in einer schönen kleinen Vase zur Kirche zu bringen, bewegte mich zutiefst. Bei Regen, mit dem Schirm in der Hand und der Vase in der anderen Hand hatte er das alles geschafft. Und dann diese ehrliche Enttäuschung, eines der kleinen Blätter verloren zu haben! Also hab ich mich noch kurz auf „Blatt-suche“ begeben und fand auch ein passendes Blatt draußen vor der Kirche liegend. Ich brachte es dem alten Mann. Es war das verlorene Blättchen und er freute sich sichtlich darüber, dass es wieder gefunden war und er sein liebevolles kleines Blumenarrangement für Maria wieder vollständig herrichten konnte. Was blieb, war eine tiefe Freude in ihm und ebenso in mir.
Mit Tränen in den Augen ließ mich eine ältere Dame in der Kirche wissen, ihre gefalle die Gestaltung der Kirche und besonders des Marienaltars sehr gut. „Alles ist so schlicht und einfach und dadurch so schön. Das hat mich tief berührt!“ sagte sie mir. „Wissen Sie, so mancher hat diese kleinen Blumen liebevoll ausgesucht und dann hier zur Kirche gebracht. Und nun stehen all die Blumen hier vor dem Marienaltar und erzählen von der Liebe derer, die sie gebracht haben. Und diese Sprache versteht unser Herz!“ – Welche schöne Begegnungen im Marienmonat Mai!
Ich hatte einem Kollegen, mit dem ich nicht ganz im Frieden bin, versprochen, das Fahrrad eines geflüchteten Jugendlichen zu reparieren. Bis zum Feierabend hatte ich den Schlauch des Rades geflickt, leider hatte die Zeit für die defekte Lichtanlage nicht mehr gereicht. Ich rief den Kollegen an und erzählte ihm den Stand der Dinge. Er war froh darüber, dass das Fahrrad schon wieder so weit hergestellt war, dass der Jugendliche damit fahren konnte.
Abends hatte ich noch einen Termin und war gegen 22:00 Uhr auf dem Heimweg. Ich dachte erneut an das Fahrrad und mir kam der Gedanke: Es ist die größere Liebe für den jungen Burschen und für meinen Kollegen, wenn ich das Licht auch noch reparieren würde, bevor er mit dem Fahrrad wieder im Straßenverkehr unterwegs ist. So machte ich noch den kleinen Abstecher zu meinem Arbeitsplatz und richtete die Lichtanlage her. Als ich dann nach Hause fuhr, hatte ich eine große Freude im Herzen, die Reparatur abgeschlossen zu haben und es nicht auf die Zeit nach meinem Urlaub zu verschieben, wie mein Kollege vorgeschlagen hatte.
I had promised a colleague, with whom I am not entirely at peace, to repair the bicycle of a young refugee. Until the end of the day I had mended the tube of the bike, unfortunately there was not enough time for the defective light system. I called the colleague and told him these facts. He was glad that the bicycle was already repaired so far that the youngster could ride it.
In the evening I had another appointment and was on my way home around 10:00 pm. I thought about the bicycle again and the thought came to my mind: It is the greater love for the young boy and for my colleague if I would also fix the light before he is on the road again with the bicycle. So I made a little detour to my workplace and fixed the lights. When I drove home, I had a great joy in my heart to have completed the repair and not to postpone it until after my holiday, as my colleague had suggested.
Ich musste zur Post, um ein Paket abzuholen. Am Schalter erfuhr ich, dass das Paket fehl geleitet war und erst drei Stunden später in der Filiale eintreffen würde. „Dann hast du, Jesus, einen anderen Plan“, dachte ich bei mir. Vor der Post traf ich auf eine evangelische Pfarrerin. Ich blieb stehen und es entwickelte sich ein ehrlicher lebendiger Austausch „in Zeiten von Corona“. Da radelte ich weiter. Wenige Meter später traf ich auf eine ältere, gehbehinderte Frau, die ich mehrfach telefonisch zu erreichen versucht hatte, um ihr mein Gebet zu versprechen. Ihr Handy war immer ausgeschaltet. „Wie schön, dass ich Sie sehe!“ rief sie mir schon von weitem entgegen. „Ich hatte kein Guthaben mehr auf dem Handy!“ Ich hielt an und wir sprachen über 10 Minuten miteinander. Was für ein Geschenk, dass wir uns getroffen haben, ließ sie mich am Ende wissen. Und dann fügte sie hinzu: „Wissen Sie, als wir eben sprachen, da spürte ich, dass sie immer an mich denken und dass ich deshalb nie allein bin. DANKE!“
I had to go to the post office to pick up a package. At the counter I learned that the parcel was misdirected and would not arrive at the office until three hours later. "Then you, Jesus, have another plan," I thought to myself. In front of the post office I met a protestant pastor. I stopped and an honest lively exchange "in times of Corona" developed. Then I cycled on. A few meters later I met an elderly woman with a walking disability whom I had tried to reach by telephone several times to promise her my prayer. Her mobile phone was always switched off. "How nice that I meet you here!" she called to me from a distance. "I had no more credit on my mobile!" I stopped and we talked for over 10 minutes. What a gift that we met, she let me know in the end. And then she added: "You know, when we spoke just now, I felt that you are always thinking of me and that's why I'm never alone. THANK YOU."
„Happy birthday!“ hörte ich am Telefon und freute mich sehr über den Anruf eines Mitbruders aus unserem polnischen Nachbarland. Viele gemeinsame Erfahrungen auf Friedenswegen verbanden uns. „Hast Du noch ein wenig mehr Zeit?“ fragte er. Als ich bejahte sprudelte es aus ihm heraus. „Weißt Du, in meiner Pfarrei und in meiner Diözese hab ich im Augenblick ganz wenig zu tun. Corona hat alles verändert. Und dann hab ich mich gefragt: Was kann ich in dieser Zeit tun, um viele Menschen die Liebe Gottes spüren zu lassen? Ich hab meinen Bischof gefragt, ob ich einen Krankentransportdienst an einem Krankenhaus machen dürfe. Der fand das ganz toll und die Krankenhausverantwortlichen waren ebenfalls begeistert. So bin ich schon seit über 6 Wochen jeden Morgen ab 7 Uhr mit dem Krankenwagen unterwegs. Ich hole Leute von zu Hause ab und bring sie auch wieder zurück. Und im Auto lachen wir immer viel – natürlich mit Mundmaske. Aber die Leute werden immer ganz froh und ich kann ihnen dienen! Jeden Tag bis 16 Uhr.“
I heard "Happy birthday!" on the phone and was very happy to receive a call from a brother from our Polish neighboring country. We were connected by many shared experiences on the ways of go4peace. "Do you have a little more time?" he asked. When I said yes, it gushed out of him. "You know, in my parish and in my diocese I have very little to do at the moment. Corona has changed everything. And then I asked myself: What can I do in this time to let many people feel the love of God? I asked my bishop if I could do an ambulance service at a hospital. He thought it was great and the hospital managers were also enthusiastic. So for over 6 weeks now I have been travelling by ambulance every morning from 7 am. I pick people up from home and bring them back again. And in the car we always laugh a lot - with a mouth mask of course. But the people are always very happy and I can serve them! Every day until 4 pm."
Die letzten Tage waren sehr emotional und anstrengend für mich. Vor ein paar Tagen ist meine Oma gestorben. Heute Morgen habe ich das tägliche Motto bekommen: Bleib dran! – Go on!. Ich habe nicht viel darüber nachgedacht, denn heute hatten wir die Beerdigung. Am Morgen, als ich da saß und zu meiner Oma schaute, wurde mir wirklich klar, wie getrennt unser Körper und unsere Seele sind. Ich sah zu ihr, zu der Person, die ich wirklich liebe... aber sie war nicht mehr da, es war nur ihr "leerer Körper". Und dann dachte ich: Go on - Seele, um dein Leben in Ewigkeit mit Gott zu leben. Es ist schwer, solche Momente zu teilen, aber ich hoffe, es wird eine gute Erinnerung für mich und vielleicht für andere bleiben, dass dieses Leben nur ein „kurzer Stopp“ für uns ist und dass wir eines Tages weitermachen werden –ein Leben in ewiger Freude.
So the last couple of days were really emotional and exhausting for me. Few days ago my grandma passed away. Today in the morning I got the daily motto: Go on. I didn’t think about it a lot, because today we had the funeral. In the morning when I was sitting and looking to my grandma I really realized how separate our body and our soul are. I was looking to her, to the person I really love... but she wasn’t there, it was just her “empty body”. And then I thought - GO ON soul, to live your life in eternity with God. It’s hard sharing moments like this, but I hope it will stay as a good reminder for me and maybe for others how this life is just a “short stop” for us and that one day we will go on - living in everlasting joy.
Ein Video-Treffen mit jungen Leuten aus ganz Europa war angesagt. Ein lebendiger Austausch entspann sich. Eine junge Abiturientin ließ spüren, dass die Zeit für sie kostbar und zugleich auch mühsam war. „Wie soll ich mich in diesen unsicheren Monaten von Corona für einen beruflichen Weg entscheiden? Wofür soll ich mein Leben einsetzen? Das alles zu beantworten ist in dieser Zeit irgendwie noch schwerer als in normalerem Fahrwasser!“ Der Gesprächsfluss ging weiter. Ganz am Ende kam noch ein Beitrag einer jungen Studentin aus dem Kosovo. „Weißt Du?“ ließ sie die junge Abiturientin wissen, „vor vier Jahren war ich in der gleichen Situation und ich war mir gar nicht sicher, in welcher beruflichen Richtung mein Leben weitergehen sollte. Es war vieles möglich! Dann hab ich einfach meine Bibel zur Hand genommen und sie aufgeschlagen und dann die Stelle gelesen, auf die gerade mein Blick fiel. Darüber kam ich mit Gott ins Gespräch. Und ich spürte, wie ich Klarheit fand und mir das Licht für meine nächsten Schritte geschenkt wurde.“ Ich sah, wie sich das Gesicht der jungen Suchenden aufhellte. Ein Impuls für ihren weiteren Weg.
A video meeting with young people from all over Europe was announced. A lively exchange started. A young high school graduate showed that the time was precious and at the same time difficult for her. “How should I choose a career path in these uncertain months of Corona? What should I use my life for? Answering all of this is somehow even more difficult at this time than in normal times! ”The conversation flow continued. At the very end came a contribution from a young student from Kosovo. “Do you know?” she let the young high school graduate know, “four years ago I was in the same situation and I was not at all sure in which professional direction my life should go. I have had a lot of ideas! Then I just picked up my Bible and opened it and then read the passage that I was looking at. I started talking to God about this. And I felt how I found clarity and the light for my next steps was given to me. ” I saw the face of the young adult brighten up. An impulse for their further path.
Auf einer längeren Autofahrt hatte ich viel Zeit zum Beten. Menschen, denen ich mein Gebet versprochen hatte, kamen mir ins Herz. Ich sprach sehr konkret mit Gott über einzelne und bat ihn in Bezug auf einen Studenten um ein Zeichen, ob ich ihn ermutigen solle, einen eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Noch während mein Herz diese Gedanken betend bewegte stand auf einmal ein Regenbogen über der Autobahn, so klar, strahlend, fast überwältigend, wie ich es noch nie erlebt hatte. Ich betete weiter in einem eigenen Anliegen. Kurz bevor ich zu Hause ankam, stand ein doppelter Regenbogen da – genau über dem Ort für den ich gebetet hatte. Als mich am Ende dieses Tages ein WhatsApp-Gruß erreichte: „Du bist ein Volltreffer Gottes!“ hab ich diesen Gruß sofort an Gott zurück gegeben.
On a long drive, I had a lot of time to pray. People to whom I had promised my prayer came to my heart. I spoke very specifically to God about some persons. In the case of one student, I asked for a sign if I should encourage him to continue the way he had chosen. While my heart was moving these thoughts praying, a rainbow suddenly stood over the highway, as clear, radiant, almost overwhelming, as I had never seen it before. I continued to pray in my own cause. Just before I got home, there was a double rainbow - just above the place I was praying for. When a WhatsApp greeting reached me at the end of this day: "You are a direct hit from God!" I immediately gave this message back to God.
Spät abends geh ich noch an den Rechner. Dort lese ich in einer Mail: „ Ich muss Dir noch was Spannendes erzählen. Eine herausfordernde OP hatte für mich angestanden. Da für die verschiedenen Dienste viel Personal benötigt wurde, war der OP-Saal voll. Die OP war anspruchsvoll, lief aber ganz hervorragend! Zwillinge wurden geboren. Die Eltern stammten aus Afrika. Als beide Kinder bei den Eltern waren, fingen die beiden Afrikaner plötzlich an zu singen! Es war relativ schnell klar, dass es kein normales Lied war sondern ein Gebet! Das war so ergreifend. Beiden Eltern waren wirklich ganz da! Ich konnte sie in den Augenblicken nicht sehen, aber ich spürte sie so nah! Alle im Saal wurden ganz still und hörten ergriffen zu! So etwas hatten wir alle noch nicht erlebt. Ich war ganz gerührt. Nach der OP habe ich die junge Familie besucht. Wir sprachen über das Lied. Sie erzählten mir, dass es ein nicht geplantes, sondern aus der plötzlich empfundenen tiefen Dankbarkeit heraus spontan gesungenes Gebet war! Ich habe mich einfach bedankt für diese unglaublich berührende Situation! Werde ich nie vergessen!“ Mein Nachtgebet war plötzlich ebenfalls von einer tiefen Dankbarkeit für das Leben geprägt.
Late at night before switching off my computer, I read in an email: "I have to tell you something exciting. I had to face a challenging operation. Since many staff was required for the various services, the operating room was full. The operation was demanding, but went very well! Twins were born. The parents came from Africa. When both children were with their parents, the two Africans suddenly started to sing! It became clear relatively quickly that they were not singing a normal song but a prayer! It was so moving. Both parents were present! I could not see them during these moments, but I felt them so close! Everyone in the room fell silent and listened with emotion! We had never experienced anything like it. I was touched. After the operation, I visited the young family. We talked about the song. They told me that it was a prayer that was not planned, but was spontaneously sung out of sudden gratitude! I just thanked them for this incredibly touching situation! I will never forget it!” My night prayer was marked by a deep gratitude for life.
Es war Sonntag. Das Emmaus-Evangelium wurde gelesen. Am Tag zuvor fragte mich eine Schülerin, was ich davon halte, dass jemand im Alter von 16 Jahren sich das Leben genommen habe? Ich spürte, dieser junge Mensch fragt nicht nach einer objektiven Meinung, vielmehr sucht er die Nähe eines vertrauten Menschen, um sprechen zu können. So trafen wir uns zu einem Sonntags-Spaziergang. Behutsam begann das Gespräch. Schnell erfuhr ich, dass der verstorbene Junge ein Klassenkamerad der Jugendlichen gewesen war. Er war sehr offen, beliebt und klug. Äußerlich sehr erfolgreich, stand er unter hohem Leistungsdruck und litt sehr darunter. Mit zwei Freunden war er noch zusammen gewesen, ehe er abends seinem Leben ein Ende setzte. Niemand wusste genau warum. Diese Ungewissheit lastete auf allen. Ich ging neben der jungen Frau langsam über einen Feldweg. Auf einmal konnte sie allen Schmerz und alle Traurigkeit ins Wort bringen. Mir kam das Bild der Emmaus-Jünger. Wie Jesus es getan hatte, versuchte ich Raum für ein Gespräch zu geben und fragte nach. Als wir an einem Kreuz vorbei gingen, kamen mir ein paar trostreiche Worte über die Lippen. Ich fragte das Mädchen nach ihrem Lieblingsort. Es war genau dieser Ort unter dem Kreuz. Ich spürte, wie sie sich verstanden und geliebt fühlte. Langsam kehrten ein Friede und eine verhaltene Freude wieder in ihr Herz zurück. Als wir uns verabschiedeten, dankte sie, alles ausgesprochen und geteilt haben zu können. .“Ich fühle mich besser!" ließ sie mich wissen. Als ich zu Hause auf meine staubigen Schuhe schaute, musste ich lächeln. Es war der Staub des Emmaus-Weges. Danke Jesus, dass Du unter uns warst.
It was Sunday. The gospel of the two disciples of Emmaus has been read. The day before, a student asked me what I thought about someone who committed suicide at the age of 16 years. I felt that this young person was not asking for an objective opinion, rather she was looking for a familiar person to be able to speak. So we met for a Sunday walk. The conversation started gently. I quickly learned that the deceased boy had been a classmate of the teenager. He was very open, popular, and smart. Outwardly very successful, he was under a lot of pressure to perform and suffered a lot. He had been with two friends before he ended his life on the evening. Nobody knew exactly why. This uncertainty was a real burden on everyone. I slowly walked along a dirt road next to the young woman. Suddenly she could put all the pain and sadness into words. The picture of the Emmaus disciples came to me. As Jesus did, I tried to give space for a conversation and I asked. As we passed a cross, a few comforting words came over my lips. I asked the girl about her favorite place. It was exactly this place under the cross. I felt she felt understood and loved. Slowly, peace and restrained joy returned to her heart. When we said goodbye, she thanked being able to say and share everything. "I feel better!" She let me know. When I looked at my dusty shoes at home, I had to smile. It was the dust of the disciples of Emmaus. Thank you Jesus for being with us.
Vor gut 20 Jahren hatte ich mit meinem Mann eine lang gewünschte Reise zum Nordkap gebucht. Am Tag vor unserer Abreise erhielt ich die Diagnose Brustkrebs. Wir entschlossen uns, trotzdem zu fahren und saßen tagelang schweigend und voll Sorge im Bus. Dann waren wir am Nordkap. Die Sonne schien, was ja dort oben nicht immer der Fall ist und näherte sich dem Horizont. Wir schauten schweigend zu. Und dann, als wir dachten, sie ginge jetzt unter, ging sie wieder auf und wurde von Minute zu Minute strahlender. Wir standen und staunten und die Tränen liefen. Mein Mann sagte: "Siehst Du, es gibt immer eine Hoffnung". Von diesem Moment an wussten wir, dass alles gut wird, dass die Sonne nicht untergeht. Ich bin dann operiert worden und das Leben ging mit Höhen und Tiefen weiter. Aber diese Minuten dort am Nordkap haben mein Mann und ich nie vergessen. Sie tragen mich auch jetzt, da er schon ins andere Leben gewechselt ist. Und auch für die Zeit von Corona bin ich mir sicher: Es geht weiter. Immerwährend.
20 years ago, I had booked a long-desired trip to the North Cape with my husband. The day before we left, a cancer was diagnosed in my breast. We decided to drive anyway and sat silently and worryingly on the bus for days. Then we arrived at the North Cape. The sun was shining, which is not always the case up there, and was approaching the horizon. We watched silently. And then, when we thought the sun was going under, she was rising again and shined brighter than before. We watched the spectacle in silence. We started to cry. My husband said, "You see, there is always hope". In this moment, I felt that everything would be fine, that the sun would not go down. Some weeks later, I was operated and life went on with ups and downs. Nevertheless, my husband and I never forgot these minutes there on the North Cape. They are giving me hope since he already passed to the other life. And even for the time of Corona, I am sure: Life will continue. Everlasting.
Wie gewohnt schauten wir abends die Nachrichten. Auf einmal ließ uns ein Kamerateam mitten in einen Keller von Aleppo schauen. Wir sahen die Blicke von Kindern, die uns nicht wieder losließen. Irgendetwas musste geschehen. Die Idee einer ständigen „Mahnwache für den Frieden in Syrien“ in unserer Stadt wurde geboren. Wir erzählten die Idee weiter. Menschen in unserer engeren Umgebung hatten Vorbehalte und Befürchtungen… Via Email wandten wir uns an Verantwortliche und Interessierte in unserer Stadt. Innerhalb von 24 Stunden kamen Zusagen. Es war, als ob die Leute darauf gewartet hatten, dass jemand die Initiative ergreift. Seitdem stehen wir jeden ersten Donnerstag im Monat nachmittags auf dem großen Platz in der Stadtmitte unseres Ortes für den Frieden. Mal sind es mehr, mal weniger Leuten. Wir stehen da in Regen, Sturm, Eis, Hitze – für den Frieden. Wir sprechen viele Passanten an und werben, Friedensstifter zu sein.
As usual, we watched the news in the evening. Suddenly a camera team let us look into the basement of a house in the centar of Aleppo. We looked into the eyes of children. These views touched our soul. Something had to happen. The idea of a permanent "vigil for peace in Syria" in our city was born. We shared the idea. People being close to us had reservations and fears... We sent an email to some responsible and interested persons in our city. Commitments came within 24 hours. It was like people were waiting for someone to take the initiative. Since then, we are standing for peace on the large square in the center of our town every first Thursday of the month. Sometimes there are more, sometimes fewer people. We stand there in the rain, storm, ice, heat - for peace. We address many passers-by and trying to animate them to become peacemakers.
Es war vor Ostern, als ich überlegt habe, wem ich noch einen persönlichen Ostergruß schicken könnte, jemandem, der vielleicht nicht erwartet, dass er einen Gruß bekommt. So kam mir ins Herz, dem Bruder meines lange verstorbenen Vaters und seiner Ehefrau zu schreiben. Das Verhältnis war immer schwierig, geprägt von Verletzungen und Enttäuschungen. Ich wusste über Umwege, dass es ihnen gesundheitlich nicht gut ging. Und so schrieb ich eine ehrliche Karte, ich erwähnte all diese Verletzungen, obwohl es mir schwer fiel, aber ich konnte auch sagen, dass ich keinen Groll mehr hege. Vielmehr ist jetzt alles gut, wie es ist und ich liebe die beiden als Teil meiner Groß-Familie. Gestern kam eine Antwort, auch eine Karte. Heut erst fand ich Zeit, sie richtig zu lesen. Ich traf auf viel Offenheit und den ehrlichen Wunsch, von nun an ein gutes Verhältnis zu haben. Es war plötzlich Liebe und Heilung da. Einfach so.
It was before Easter when I wondered who I could send a personal Easter greeting to, someone who might not expect to receive a greeting. It came to my heart to write to the brother of my long-deceased father and his wife. The relationship was always difficult, marked by injuries and disappointments. I knew that they were not in good health. I wrote an honest card, I mentioned all these injuries, although it was difficult for me, but I could also say that I have no resentment anymore. Rather, everything is fine the way it is and I love them as part of my extended family. An answer came yesterday, including a card. Only today did I find time to read it correctly. I encountered a lot of openness and an honest desire to have a good relationship starting now. Suddenly there was love and healing. Just like that!
„Und wie lange willst du das noch machen mit den Tagesimpulsen im Netz?“ werde ich gefragt. Kurz zuvor hatte sich eine Frau aus Magdeburg für den kleinen Tagesimpuls bedankt und ein paar Fotos geschickt. „Der Impuls hat mir Freude gemacht, den Tag froh zu beginnen!“ Dann kommt eine WhatsApp-Frage: „Kannst Du meine Freundin auch in die Gruppe aufnehmen? Das Leben hat sie nach Mecklenburg-Vorpommern gebracht.“ Am Vortag hatte sich ein Freund aus dem hotspot New York gemeldet, der zur Hochrisikogruppe gehört. „Danke für dieses tiefe Zeichen der Verbundenheit. Das Wort hält uns am Leben!“ Eine kirchliche Mitarbeiterin meldet sich: „Meine Schwester wohnt in Lima und hat Freude an den Impulsen gefunden. Kannst Du sie auch in die Gruppe aufnehmen?“ Eine Zahnärztin aus Ecuador, die ich von Gottesdiensten in unserer Pfarrei kannte, ließ mich wissen, wie sehr sie in ihrem Land mit diesem kleinen Impuls lebt. Über Telefon gebe ich einen Geburtstags-glückwunsch weiter. „Meine Freundin ist ganz bewegt. Sie sagte mir neulich am Telefon: ‚Und es wirkt!‘ damit meinte sie, dass ihr die kleinen Mottos im Lauf des Tages immer wieder ins Herzkommen. „Wir hören die Impulse jeden Morgen am Zaun mit einer Nachbarin, die unseren Glauben nicht teilt. Aber wir kommen darüber wunderbar ins Gespräch!“ Eine weitere WhatsApp: „Danke für den Impuls vom Kreuz heute, der hat mir sehr geholfen!“ Und vor einigen Tagen hatte ich „auf Entfernung“ das Sterben einer jungen Mutter, die ich persönlich nie kennen gelernt habe, begleiten dürfen. Bis zum letzten Augenblick hab ich betend, ihr Leid mit aushaltend und Gott hinhaltend mit ihr leben können… - Und wie lange machst Du das noch? – Der Geist weht, wo er will!
"And how long do you want to continue the daily impulses on the net?" I am asked. Some moments ago, a woman from Magdeburg thanked for the small daily impulse and sent a few photos. "The impulse gave me pleasure to start the day happily!" Then a WhatsApp question arrives: "Can you include my girlfriend in the group? Life brought her to Mecklenburg-West Pomerania. ”The previous day, a friend from the hotspot in New York, who belongs to the high-risk group, came forward: "Thank you for this deep sign of solidarity. The word keeps us alive! ”Another woman asks: “My sister is living in Lima and she found joy in the impulses. Can you also include her in the group? ”A dentist from Ecuador, whom I knew from services in our parish, let me know how much she lives in her country with this little impulse. I pass on a birthday congratulation over the phone. "My friend is very moved. The other day she said to me: 'And it works!' By that, she meant that the little motto always is coming to her heart during the day. “We hear the impulses every morning on the fence with a neighbor who doesn't share our faith. But we have a wonderful conversation about it!” Another WhatsApp: “Thanks for the impulse from the cross today, it helped me a lot!” A few days ago, I have been connected to a young mother, whom I personally didn’t know. She was dying. I remained connected to her praying to the moment of death. Now, day by day, a candle is burning for her, for her husband, her little child and her friends... - And how long are you going to do that? - The spirit blows where it wants!
Erneut schellt mein Telefon und ich höre die Stimme einer älteren Frau, die einem Mitbruder via Apfelpflücker eine kleine Flasche Eierlikör auf den Balkon des Altenzentrum reichen wollte: „Mit dem Apfelpflücker hat’s nicht geklappt! Aber ‚Geht nicht – gibt’s nicht!‘ ist mein Lebensmotto.“ Und dann erzählt sie, wie der Empfänger des Eierlikörs ihr am Telefon erklärt habe, dass er nun auf den Rollstuhl angewiesen sei und mit diesem nicht auf den Balkon käme. Also begann die ältere Frau über neue Zubringerdienste nachdenken, denn es galt: „Geht nicht, gibt’s nicht!“ So machte sie sich auf den Weg zum Altenzentrum, weil sie gehört habe, am Montag könne man an der Rezeption für die Bewohnenden kleine Geschenke abgeben. Als sie ankam, stand sie vor verschlossener Tür. Die Abgabe, so war zu lesen, war schon am Sonntag gewesen. Geht nicht´, gibt’s nicht! – Ich hörte weiter: „Dann hab ich mich auf eine Bank gesetzt und Jesus gesagt: Jetzt bist Du dran! Und nach einer viertel Stunde kam auf einmal eine Frau zur Eingangstür mit einem Palmstrauß. Sie begann zu erzählen, sie sei Mitarbeiterin im Altenzentrum und würde diese Palmzweige nun von dem älteren Priester im Haus segnen lassen. Ich war so platt und glücklich zugleich, dass ich sie gebeten habe, meinen kleinen Ostergruß mit dem Eierlikör gleich mitzunehmen, was sie voller Freude getan hat.“ Geht nicht – gibt’s nicht. Der Eierlikör ist angekommen!
My phone rings again and I hear the voice of an elderly woman who wanted to hand a small bottle of Advocaat (liqueur) to a priest on the balcony of the senior house via apple picker: "It didn't work with the apple picker! But: ‘Nothing is impossible!’ is the most important motto in my life. ”And then she tells how the recipient of the liqueur explained to her on the phone that he was now dependent on the wheelchair and would not come to the balcony with it. So the older woman began to think about new parcel services. Nothing is impossible!" She made by herself the way to the old people's center because she had heard that on Monday it was possible to give small gifts to the residents at the reception. When she arrived, she was standing in front of the locked door. The submission, it was to be read, had already been on Sunday. Nothing is impossible! - I continued to listen: "Then I sat on a bench and said to Jesus: Now it's your turn! And after a quarter of an hour a woman suddenly came to the front door with a bouquet of palm trees. She began to tell that she was an assistant in the old people's center and would now bring these palm branches to be blessed by the older priest in the house. I was so touched and happy at the same time that I asked her to take my little Easter greeting with the liqueur, which she did with great joy. – Nothing is impossible! The liqueur has arrived!
Alle Kindergottesdienste waren aufgrund von Corona abgesagt. So entschied ich mich in den Kar- und Ostertagen dieses Jahres kleine Video-Impulse für Kinder anzubieten – jeweils verknüpft mit einem kindgerechten Motto. Als sehr eingängiges Motto erwies sich die Aussage: „ich für dich!“
Es kam eine Menge an Erfahrungen von Kindern, die mich sehr erfreut haben. Hier ein kleines Beispiel: Marlene, 5 Jahre alt, und ihr kleiner Bruder Moritz, eineinhalb Jahre alt, haben zusammen Ostereier gesucht. Als Marlene die ersten zwei Eier gefunden hatte, ist sie zu Moritz gegangen und hat ihm eins davon abgegeben. Und kleine Brüder lernen ja sehr gut von großen Geschwistern. Immer wenn Moritz danach etwas gefunden hat, hat er es aufgehoben und dann sofort seine große Schwester gesucht, um ihr etwas abzugeben.
All children's services were canceled due to Corona. So I decided for the time of Easter to offer small video impulses for children - each linked to a child-friendly motto. The statement: "me for you!" proved to be a very catchy motto. There were a lot of experiences from children that made me very happy. Here is a small example: Marlene, 5 years old, and her little brother Moritz, one and a half years old, were looking for Easter eggs together. When Marlene found the first two eggs, she went to Moritz and gave him one of them. And little brothers learns very well from big siblings. Whenever Moritz found something afterwards, he kept it and then immediately looked for his sister to give her something.
Vor einigen Wochen gab es das Motto "ich für dich“. Ich hatte morgen spontan die Idee meiner kleinen Tochter, die fünf Jahre alt ist, davon zu erzählen. Wir haben dann ein Bild mit Fäden für Luftballons gemalt. Die Luftballons stellten wir mit kleinen Klebepunkten dar. Wir haben vereinbart, jedes Mal, wenn wir etwas für jemand anders tun oder wenn wir merken, dass jemand etwas für uns getan hat, einen Luftballon auf das Blatt aufzukleben. Da der Tag zuvor von schlechter Laune geprägt gewesen war, gab uns diese gemeinsame Aufgabe neuen Schwung. Am Abend schauten wir auf eine bunte Traube von Luftballons. Alle hatten etwas füreinander getan und zugleich gespürt, dass auch die anderen für sie da waren. Ich habe mich total gefreut.
A few weeks ago we lived the motto "me for you". In the morning spontaneously I had the idea to speak to my little daughter about it. She is five years old. We agreed to make a picture with balloons and for every experience of doing something for the other we painted a balloon on our picture. After having had kind of a bad-mood-day before, this new challenge really made our day. In the evening we had a picture full of balloons and a heart full of small joyful experiences "me4you".
In den vergangenen Tagen habe ich viele Briefe geschrieben an Menschen, von denen ich weiß, dass sie allein sind. Ich bekomme jetzt Anrufe, die mir die große Vielfalt der schmerzlichen Verluste zeigen: Da ist die 91jährige Tante, die in einem Zimmer im Seniorenheim lebt. Keine Besuche, keine Treffen sind möglich. Sie ist zufrieden „ich bin doch kein Baby mehr, ich habe den 2. Weltkrieg überstanden, ich werde auch dies überstehen. Und außerdem bin ich gut aufgehoben.“.Sie wird von Pflegepersonal gut versorgt und hat überhaupt noch nichts von den vielen Todesfällen in Altenheimen gehört. -Eine 84jährige Tante, die ansonsten immer fröhlich und voller Tatendrang ist, weint bitterste Tränen. Sie hat eine Wohnung in einem Haus für Betreutes Wohnen. Tochter und Sohn dürfen sie nicht besuchen. Geben kleine Geschenke und auch Essen ab. „wie einem Hund wird das vor die Tür gestellt“. Dann kommen die erwachsenen Kinder und Enkel vor den Balkon, sie können sich zuwinken und anlächeln. Aber ein intensives Gespräch ist nicht möglich. „Sobald sie eine Stimme hören, kommen die Nachbarn auch auf den Balkon und hoffen, dass es für sie ist. Die warten ja alle.“
Meine Flurnachbarin ist traurig. Ihr Mann hatte im November einen schweren Schlaganfall, ist völlig bewegungsunfähig, muss künstlich beatmet und ernährt werden. Nachdem er 5 Monate im Krankenhaus war, ist er seit 1 Woche in einem Pflegeheim ganz in der Nähe. Aber sie kann ihn nicht besuchen. Kann nicht einmal durch die Tür schauen, um ihn zu sehen. Der 6jährige Jonas aus meiner Nachbarschaft, der traurig auf dem Balkon steht und auf den abgeriegelten Spielplatz schaut. Er vermisst den Kindergarten und seine Freunde. Die Studentin, die in Bochum studiert und ihre Mutter und ihre Oma in Bad Doberan nicht besuchen darf, weil Mecklenburg-Vorpommern die Grenzen dicht gemacht hat. Ihren Nebenjob in einem Restaurant musste sie aufgeben, und gerät deshalb in finanzielle Engpässe.
Die Eltern, beide im Homeoffice, die ihre 3 Kinder, alle Gymnasiasten, betreuen müssen. Es wird schwierig, weil den Kindern einfach Bewegung und Freunde fehlen. Andererseits berichten sie von einem ganz neuen Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Kinder lernen kochen, es werden Gesellschaftsspiele gemacht und im Freundeskreis hat sich ein „Päckchen-Kreis“ gebildet. CDs, DVDs und Bücher werden eingepackt und einer anderen Familie mit einer kleinen Karte vor die Tür gestellt. Selbst haben sie auf diesem Weg ebenfalls CDs, Bücher, eine Tüte Mehl und ein Päckchen Trockenhefe, und sogar eine Rolle Toilettenpapier bekommen. Und dann sind da noch die drei Ordensfrauen. Sie berichten, dass sie sich in ihren Kommunitäten sehr gut aufgehoben fühlen. Überall gibt es dort noch Heilige Messen, sie beten zusammen, schreiben Briefe und nähen teilweise Schutzmasken für Altenheime.
Viele Schicksale, viele Gespräche. Und nach jedem Gespräch fühle ich erneut die Vielfalt des Lebens, die uns in „normalen Zeiten“ so manches Mal verloren geht.
Am Anfang der Woche hatte ich die Idee, doch noch Osterkarten und -kerzen zu verschenken. Und ich wusste, dass eine geistliche Gemeinschaft solche erstellt. Da ich telefonisch niemanden dort erreichte, schrieb ich eine Mail und bekam dann rasch (telefonisch) Rückmeldung. Es sei gerade noch so viel da, wie ich mir überlegt hatte. Am Nachmittag durfte ich alles abholen, sogar schon geweiht. Vor Ort entspann sich ein schönes Gespräch darüber, wie wir mit dieser Zeit umgehen und wie wir sie - treu im Wort - leben. Natürlich in gebührendem Abstand. Allein das war schon Segen. Heute Morgen dann (Ostersonntag) bin ich dann durchs Haus gezogen und habe meine Gaben verteilt. Bei einem älteren Ehepaar und einer alleinstehenden Dame klingelte ich an und musste jeweils lange warten bis die Tür aufging. Ich war jedes Mal fast davor zu gehen, doch dann gingen die Türen auf. Ich überreichte meine Kerze und wünschte einfach frohe Ostern. Alle fingen sie vor Freude an zu weinen. Nicht um die Kerze, sondern weil Jesus ihnen in diesem Moment offenbart hat, wie sehr sie geliebt sind. Und ich durfte Bote sein. Es ist Liebe...
At the beginning of the week I had the idea to give away Easter cards and candles. And I knew that a spiritual community created them. Since I could not reach anyone there by phone, I wrote an email and then received feedback quickly (by phone). There was just as much left as I needed. In the afternoon I was allowed to collect everything, even consecrated. There was a nice conversation on site about how we deal with this time and how we live it - true to the word. Of course, at a proper distance. That alone was a blessing. Then this morning (Easter Sunday) I went through the house and distributed my gifts. I rang the bell for an elderly couple and a single lady and had to wait a long time for the door to open. I was almost about to go each time, but then the doors opened. I handed over my candle and just wished Happy Easter. They all started to cry for joy. Not for the candle, but because at that moment Jesus revealed to them how much they are loved. And I was allowed to be a messenger. It is love...
Unvermutet erreicht mich ein Anruf. Eine ältere Frau aus dem Rheinland meldet sich und reagiert auf meinen Morgenimpuls. „Ich hab auch am Karfreitag schon Ostern erlebt!“ ruft sie mir begeistert ins Telefon. Ich werde neugierig. Dann erzählt sie mir von dem vorabendlichen Anruf eines älteren Mannes, den sie nicht kannte. Er hatte ihre Telefon-Nummer herausgefunden, um seinerseits die Nummer eines älteren Priesters herauszufinden, der im Altenheim ist und zu Corona-Zeiten nicht besucht werden kann. Das Leben dieses Priesters hatte den Anrufenden sehr geprägt. Im Jahr 1960 war er in eine Jugendgruppe eingetreten, die dieser ältere Mitbruder lange begleitet hat. Es entwickelte sich ein Gespräch unter den beiden Telefonierenden, was persönlicher und dankbarer nicht hätte sein können – zwei Stunden lang. „Und weißt Du was?“ hörte ich am Ende die ältere Frau mich fragen. „Heute Nachmittag gehe ich mit meinem neuen Apfelpflücker, den ich mir für unseren Apfelbaum gekauft habe, zum Altenheim, in dem der Priester wohnt. Und ich hab eine kleine Flasche Eierlikör gekauft, den er immer mit meinem verstorbenen Mann getrunken hat und reich ihm dann den Eierlikör mit dem Apfelpflücker nach oben auf den Balkon. Dann ist Ostern perfekt!“ – „Und sag dem alten Mitbruder“, fügte ich schmunzelnd hinzu, „dass ich oben mit im Pflücker sitze!“ Voller Freude verabschiedeten wir uns. Es war Ostern, der Auferstandene in unserer Mitte!
A call arrives unexpectedly. An older woman answers and reacts to my morning impulse. "I already had Easter on Holy Friday!" She calls enthusiastically on the phone. I get curious. Then she tells me about the call from an older man the night before, whom she didn't know. He had found out her phone number in order to find out the number of an older priest who is in a nursing home and cannot be visited during Corona times. The life of this priest had shaped the caller very much. In 1960 he joined a youth group that this older brother had accompanied for a long time. A conversation developed between the two persons, which could not have been more personal and grateful - for two hours. " At the end of our call the older woman told me: “This afternoon I go with my new apple picker, which I bought for our apple tree, to the old people's home where the priest lives. And I bought a small bottle of Advocaat (liqueur), which he always drank with my deceased husband, and then I am going to hand him the liqueur with the apple picker up on the balcony. Then Easter is perfect! "-" And tell the old brother, "I added with a smile," that I'm sitting upstairs in the picker! " We said goodbye with joy. It was Easter, the Risen Lord among us!