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Türöffner

In einem Video zu einem Bibelwort hatte ich erzählt, dass ich als Kind gestottert habe und mich dafür oft sehr geschämt habe. Als ich zu Ostern eine ältere Ordensschwester anrief, um ihr frohe Ostertage zu wünschen, ließ sie mich mit einer frohen Stimme wissen: „Weißt Du, das war echt ein Wunder. Viele unserer Schwestern kennen Dich ja und hätten nie gedacht, dass Du als junger Mensch mit solchen Herausforderungen zu kämpfen gehabt hättest. Wir sind es – auch bei uns im Orden – gewohnt, nur die ‚Erfolgsgeschichten‘ zu erzählen. Aber als wir Deinen Impuls gehört haben, fing eine nach der anderen an, von eigenen Herausforderungen und Unzulänglichkeiten zu erzählen – fast zwei Stunden lang. Das war ein Stück Himmel auf Erden!“

Gespür für den auferstandenen Jesus - Update

Ostersonntag Nachmittag - die kirchlichen Feierlichkeiten zu Ostern in unserer katholischen Gemeinde sind fast schon wieder vorbei. Ein kurzer Gang noch ins Büro und dann ein etwas ruhigerer Nachmittag, wie ich dachte. Auf dem Weg vom Büro ins Haus, das gleich nebenan liegt, sehe ich vor der evangelischen Kirche, die 70 Meter entfernt liegt, eine Gruppe von Menschen stehen, einer winkt mir zu. Es ist einer der evangelischen Pastoren, der dort mit einer kleinen Gruppe von Engagierten steht. Gemeinsam lassen sie Ostern ausklingen. Wir winken uns auf Entfernung zu und ich spüre den Impuls, zu der kleinen Gruppe herüberzugehen. Das tue ich und nach einer fröhlichen Begrüßung kommt die Frage an mich, wie Ostern war. So erzähle ich von unseren Begegnungen in den vergangenen Tagen, auch mit dem Netzwerk „go4peace“, das in der Gruppe bekannt ist. Es entsteht Interesse über den aktuellen Stand der Entwicklungen des Netzwerkes, die nicht so recht bekannt sind. Auch darüber berichte ich den sehr aufmerksamen Leuten. Nach verschiedenen Rückfragen berichtet die Gruppe über Entwicklungen in der evangelischen Gemeinde in Kamen, von denen ich auch noch nichts wusste. Ich habe den Eindruck, dass durch dieses ungeplante Miteinander ein Lichtstrahl des auferstandenen Jesus für uns spürbar geworden ist.
Und so gehen wir nach ca. einer halben Stunde wieder auseinander, der evangelische Pastor sagt mir noch: „Danke, dass du nicht nur auf Entfernung gegrüßt hast, sondern zu uns herübergekommen bist, als wir uns sahen, das hat mich sehr gefreut, und auch, von euch zu hören, wie ihr lebt. Das meiste wusste ich noch gar nicht. Das war jetzt wie ein Update über euer Leben. Danke, danke dafür.“

Und jeder ist willkommen!

Mit Menschen aus 14 Nationen hatten wir Gottesdienst gefeiert – mit vielen Kindern und Jugendlichen. Alle hatten ihren Ort in der Liturgie gefunden. Der Kirchenraum war spürbar von Freude erfüllt. Ein altes Ehepaar – beide schon weit über 90 Jahre alt – waren eigens mit dem Zug über 150 Kilometer angereist, um in der Karwoche in unserer Stadt, in der sie sich sehr wohl fühlen, zu sein. Dann hatten sie die Idee gehabt, bis Ostern zu bleiben, was in dem Hotel, in dem sie untergebracht waren, auch möglich war. Im Gottesdienst hatte ich sie entdeckt und begrüßt. Nach der Messe kamen die beiden alten Leute nach vorn und sangen voller Freude ein Marienlied in ihrer Mundart. Der Mann, schon ein wenig gehbehindert, setzte sich nach dem Lied und strahlte mich an. „Was für ein Geschenk, hier sein zu dürfen. All die vielen Kinder und jungen Leute aus so vielen Ländern und jeder ist willkommen. Wenn man den Glauben verloren hat, hier kann man ihn wiederfinden!“ ließ er uns mit Tränen in den Augen wissen.

 

Heilsame Nähe

Ich wusste um seine Krankheit. Sie währte nun schon einige Jahre. Beim letzten Telefonat hatte ich den Eindruck, dass es ernster geworden war, obwohl er aus einer tiefen Zuversicht heraus zu leben versuchte. Ich verschob einen anderen Termin und machte mich auf den weiten Weg. Als ich ankam, nahm er mich herzlich in den Arm. „Wo kommt Du denn jetzt her?“ Als er erfuhr, dass ich eigens für ihn gekommen war ohne Begleittermine, rührte ihn das sehr. Seine Enkelin war da, ein sehr aufgewecktes Mädchen. Wir tranken Kaffee und teilten Leben. Die Enkelin machte Reime mit ihrem Opa: „Oma liegt im Liegestuhl, ihre Enk’lin find‘ das cool, im Vordergrund die Hummeln brummen, und in den Blüten Bienen summen.“ Dann lacht sie herzlich und geht in ein Nebenzimmer, um zu malen. Unser Gespräch umgreift nun die Krankheit. Ich versuche ganz da zu sein. Viel kommt ins Gespräch: Angst und Ungewissheit, tiefe Dankbarkeit und ein echtes Vertrauen. Nach drei Stunden geteilten Lebens fahre ich wieder. Am nächsten Tag lese ich in einer Mail: „ Herzlichen Dank für deine so wertvolle Nähe. Sie tut mir einfach gut – mehr als manche Medikamente!“

Die Hälfte der Last war genommen…

Seit Wochen hatte ich gespürt, dass es einem jüngeren Menschen nicht gut ging. Irgendwie schien das Leben schwer. Ich lud ihn auf einen Kaffee ein. Wir fanden einen guten Ort in einem Schnell-Café. Mitten im Trubel eines normalen Alltags entwickelte sich ein ehrlicher Austausch. Schnelle Lösungen für einige Fragen gab es nicht, aber es war gut, einander all die Fragen anzuvertrauen und sie damit ins Licht zu bringen. „Es tut so gut, das alles einfach zu sagen!“ durfte ich hören. Ich spürte, die Hälfte der Last war damit genommen. Ich spürte den Impuls, noch ein „Mehr an Liebe“ zu zeigen. „Was fehlt Dir denn noch in Deiner Wohnung?“ fragte ich. Die Fenster brauchten noch dringend Gardinen. So fuhren wir noch in ein Möbelhaus und besorgten all das, was noch nötig war. Als wir auseinander gingen schaute ich in Augen voller Frieden.

Verwandelte Langeweile

Ein Tag mit einer totlangweiligen Arbeit lag vor mir. Als erster Schritt musste von meinem gesamten Computer eine Sicherungskopie erstellt werden. Für mich bedeutete das, lange auf den screen zu schauen und bei Problemen immer wieder einzugreifen. So saß ich da und fragte mich: Wie kannst Du diese Augenblicke in Ewigkeitsmomente umwandeln? Plötzlich kam mir unsere Fastenzeit-Idee in den Sinn, jeden Tag Menschen zu kontakten. Ich begann WhatsApp-Nachrichten an junge Leute in verschiedenen Ländern Europas zu versenden. Es entwickelte sich eine kommunikative Landschaft und mancher schrieb mir zurück: „Danke, dass Du an mich denkst!“

Zwei kleine Alltagswunder aus dem Unterricht

In meinem Religionsunterricht in der Grundschule entstehen oft sehr vertrauensvolle Beziehungen zu den Kindern. Sie erzählen mir ehrlich, wie es ihnen geht. Die Botschaft von der unendlichen, bedingungslosen Liebe Jesu, berührt sie oft sehr, zu schön, um wahr zu sein, gerade in diesen chaotischen  Zeiten. Eine Schülerin hat vor wenigen Monaten noch gesagt: „Alles an mir ist ein Fehler. Was soll Jesus an mir schon lieben?“ Nach vielen kleinen Schritten hat sie mir ein Bild geschenkt, in dem sie den Weg von ihren Zweifeln bis hin zu ihrem Glauben an Gottes Liebe gemalt hat. Das war sehr berührend für mich, ihr tiefes Glück zu sehen. 
En Junge meiner Klasse ist mit seinem aufbrausenden Temperament kaum noch unterrichtbar. Seine Eltern werden kaum noch mit ihm fertig und haben geäußert, ihn abzugeben. Das hat ihn zutiefst gekränkt und verunsichert. Vor wenigen Tagen brachte er völlig überraschend ein Kreuz mit in die Religionsstunde. Er hat immer gesagt: „Mich mag doch niemand!“ und wollte mir deshalb auch nicht glauben, dass ich ihn sehr mag. Dass Jesus ihn liebt, wenn seine eigenen Eltern ihn abgeben wollen, wollte er schon gar nicht glauben. Als er mir das Kreuz gab, lag darin die Hoffnung: „Vielleicht gibt es ja doch einen Gott, der mich nicht wegschicken würde, mich ertragen kann und sogar lieben, wie ich bin.“ Wir haben das Kreuz in die Mitte gelegt, und die anderen Kinder haben jeweils einen schönen Stein dazu gelegt und eine Idee genannt, wie sie mithelfen können, Liebe in die Welt zu bringen. Der Junge war sehr stolz und glücklich, weil sein Kreuz in der Mitte lag und er auch etwas für Jesus tun konnte.  

Im Kleiderladen

„Geh noch kurz in den Kleiderladen!“ kam mir als Impuls ins Herz. Obwohl der Tag übervoll war, folgte ich dem Impuls. Dort traf ich auf viele Flüchtlinge aus unserer Stadt. Ich lernte eine Lehrerin aus Cherson kennen, die mit drei Kindern gekommen war. Ihr versprach ich Socken für die Kinder, die meine Mutter zurzeit für viele Flüchtlinge strickt. Eine ältere Frau freute sich, dass wir uns begegneten. „Wegen Corona war ich lange nicht hier! Aber ich spüre wie gut es ist, dass wir uns hier treffen können!“ Schüchtern stellte sie mir ihre Freundin vor. Auch sie konnte ich herzlich zum Lachen bringen. Und ich begegnete einer Syrerin, die ich schon viele Jahre kenne. Sie ist eine hoch engagierte Frau und hat all ihre Kinder unter schweren Bedingungen ins Leben gebracht. Als ich sie begrüßte, sagte sie mir: „Wir haben auch ganz viel Essen gemacht und es verkauft. Damit haben wir 850 € gesammelt. Und die haben wir in die Ukraine geschickt. Wir müssen doch den Menschen helfen, die Hilfe brauchen!“ Ganz gerührt verließ ich wieder den Laden. Die, die wenig haben, geben denen, die gar nichts mehr haben.

„Rhabarber e.V.“

Auf halber Strecke hatten wir uns in einem Café getroffen. Schnell fanden wir in einen tiefen und ehrlichen Austausch. Viel Sorgenvolles im Hinblick auf unsere Welt und unsere Kirche kam ins Wort, aber auch viele hoffnungsvolle kleine Zeichen. Das Licht der Hoffnung brannte spürbar unter uns. Eine Jugendliche bediente uns im Café. Sie schien noch neu im Geschäft zu sein und wirkte noch ein wenig scheu. Aber sie spürte das lebendige Miteinander an unserem Tisch und kam immer wieder um zu fragen, ob wir noch einen Wunsch hätten. Jedes Mal mühte ich mich, sie ein wenig aufzumuntern und zum Lachen zu bringen. Da wir nach dem Cappuccino Rhabarber-Saft tranken und ich den Saft sehr genoss, scherzte ich, einen „Rhabarber e.V.“ gründen zu wollen. Ob sie auch Interesse habe, beizutreten, fragten wir sie. Sie strahlte. Am Ende schenkte ich ihr unseren Kalender „Worte wie Sterne in dunkler Zeit“. Beglückt nahm sie ihn entgegen. Als wir das Café verließen, rief sie uns zu: „Danke für Eure Freundlichkeit und schauen Sie mal!“ Sie wies mit dem Finger auf eine Wand neben der Ausgangstür. Dort hing nun der Kalender – wie ein Stern in dunkler Zeit.

Ermutigung

Jesus hatte sich von der Lebens- und Leidensgeschichte des Lazarus tief anrühren lassen. Er hatte ihn aus seinem Grab heraus gerufen: „Komm heraus!“ Dieser Ruf war mir tief ins Herz gefallen Und ich hatte erzählt, wie ich als Jugendlicher gestottert hatte und ein junger Priester an mich „geglaubt“ und mir geholfen hatte, mich ins Leben zu wagen. Am Abend des Tages las ich einer Mail: „Als ich heute Morgen in der Messe erfahren habe, dass Du als Jugendlicher gestottert hast, sind so viele Gesichter jüngerer Menschen vor meinem inneren Auge aufgetaucht: Kinder, die jetzt schon mit Dunkelheiten und großen Hürden kämpfen müssen. Aber vielleicht ist es gerade Moni, die später Kindern mit Lernschwierigkeiten ganz viel Geduld und Liebe entgegenbringt. Und vielleicht ist es gerade Paula, die anderen verzweifelten Jugendlichen später bewusst macht, wie wertvoll sie sind. Viele andere Beispiele könnte ich noch aufzählen. Das bestärkt mich weiter darin, diesen Kindern so viel Liebe und Ermutigung zu geben, wie irgendwie möglich.“

Zeig Jesus HEUTE deine Liebe!

Neben dem Messbuch lag ein kleiner Zettel mit einem Namen, den ich nicht kannte. Ich erfuhr, dass dieser Mensch ganz plötzlich und völlig unerwartet im Alter von 56 Jahren aus dem Leben gerissen worden war. Seine Schwägerin überbrachte diese Botschaft. Ich spürte, wie sehr ihr dieser Tod zu Herzen ging. So versuchte ich während des Gottesdienstes, an dem sie teilnahm, die Texte des Tages auf ihre Situation hin zu deuten und einige Erfahrungen zu teilen. Nach dem Gottesdienst ließ sie mich ihre Dankbarkeit spüren. Ich spürte ihr Bedürfnis, erzählen zu dürfen, was sie in ihrer Seele spürte. Vor meinem nächsten Termin wollte ich noch zwei Besorgungen machen. Ich verschob diese in Gedanken auf später und hörte ihr aufmerksam zu. „Oh, wie gut es gut, über all das zu sprechen und auch meine Ängste aussprechen zu können. Ich hatte bisher noch niemanden gefunden, mit dem ich das teilen konnte! Von Herzen DANKE!“

Ich bat Jesus mir zu helfen!

„Ich bin jetzt wieder gesund. Kannst du mich abholen?“ lese ich in einer WhatsApp. Es war am Ende eines langen Tages. Ich war müde und wusste nicht, ob ich dieser Situation emotional noch gewachsen sein würde. Dennoch machte ich mich auf den Weg. Ich bat Jesus inständig, mir beizustehen und mir einzugeben, was ich sagen soll. Ich hatte weder die Kraft, noch das Selbstbewusstsein zu diesem Zeitpunkt, komplizierte Gespräche zu führen und hielt Jesus diese Hilflosigkeit hin. Ich fühlte SEINE Nähe deutlich und konnte in diesem Vertrauen weiterfahren. Die sich anschließende Begegnung ging richtig gut. Wir sprachen über viele Dinge, die uns wichtig sind. Ich hatte den Eindruck, ER war mit dabei.
Kaum war ich zu Hause, musste ich noch ein Gespräch mit einer traurigen und besorgten Mutter führen. Sie hatte große Erziehungsschwierigkeiten mit ihrem Kind. Ich musste nicht nachdenken. Ich habe einfach das gesagt, was mir ins Herz kam. Am Ende war sie sehr erleichtert, fühlte sich verstanden und war wieder zuversichtlich. Jesus hat genau das für mich getan, warum ich ihn gebeten hatte. Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass so etwas wirklich passiert. Er geht wirklich jeden einzelnen Millimeter mit.

Die Liebe überwindet alles!

Durch sein unbedachtes vorschnelles Verhalten hatte mich ein Freund verletzt. Sein schnell am Telefon dahin gesagtes: „Tut mir leid!“ konnte ich kaum nehmen. So beendete ich das Telefonat. Ich spürte, wie diese Verletzung meine Seele aufwühlte. In meinen Gedanken begann ich diesen Freund zu verurteilen. Das zog mich immer mehr herunter. Ich wollte mich von diesen negativen Gefühlen nicht lenken und leiten lassen, aber sie waren da. Ich bat Jesus in einem Stoßgebet um Hilfe. Mir fiel ein weiterer Freund ein, der mich gebeten hatte, ihn über den Verlauf einer Konferenz gut zu informieren. Um etwas „aus Liebe“ zu tun und nicht in den negativen Gefühlen hängen zu bleiben, rief ich ihn an. Ich nahm mir vor die Konferenz, die nicht sehr gut gelaufen war, ganz sachlich und wohlwollend darzustellen und nichts Überzogenes zu sagen. Ein längeres und brüderliches Gespräch entwickelte sich. Als wir uns verabschiedeten, spürte ich wieder echten Frieden in meiner Seele.

Was blieb, war eine tiefe Freude!

Ich hatte eine lange Nachtfahrt von Kyiv zu meinem Heimatort vor mir. In meinem Abteil saß ein älterer Mann. Wir fanden miteinander in ein freundliches Gespräch. Nach einiger Zeit stieg ein Soldat zu uns ins Abteil. Der ältere Mann sprach aus ihn an. Er erzählte viel von all dem, was er in dieser Zeit erleben musste. Dann stand der Ältere auf und kam bald mit zwei Tassen Tee zurück, die er im Bord-Restaurant gekauft hatte. Und er holte noch eine dritte Tasse für mich. Obwohl ich ungern im Zug etwas trinke, trank ich den Tee mit den beiden. Wir hatten eine gute Zeit miteinander. Als wir uns verabschiedeten, ging jeder von uns mit einer echten Freude im Herzen.

Schenk ihr das Lächeln der Liebe!

Es schellt. Ein Mann bittet um die Krankensalbung einer Frau im Krankenhaus unserer Stadt. Ich ändere meine Pläne und fahre sofort mit dem Fahrrad zum Krankenhaus. Station 5. Eine Praktikantin führt mich zum Zimmer der Frau. Sie ist ansprechbar, spricht aber nur wenige Worte Deutsch. Das Atmen fällt ihr schwer. Ich setze mich an ihr Bett und schaue sie schweigend mit einem Blick voller Liebe an. Ihre Augen ruhen in den Meinen. Ich habe ihr Jesus in der Eucharistie und das Kranken -Öl mitgebracht. Als ich ihr beides zeige, strahlt sie und beginnt sofort das „Vater unser“ und das „Gegrüßt seist Du Maria“ auf Polnisch zu beten. Ich spende ihr mit wenigen Worten die Krankensalbung und gebe ihr das Heilige Brot zu essen. Sofort betet sie laut in ihrer Muttersprache weiter. Es klopft. Das Mittagessen wird gebracht. „Sie wird sowieso wieder nichts essen!“ sagt mir die Frau des Essensdienstes. Ich zeige der Kranken, was es zu essen gibt. Beim Joghurt geht ein Lächeln über ihr Gesicht. Da sie eine Schulter gebrochen hat, kann sie sich nur mühsam helfen. So füttere ich sie mit dem Joghurt. Löffel für Löffel. Jedes Mal ein Strahlen in ihren Augen. Als ich mich nach über einer Stunde verabschiede und unsere Augen einander lange begegnet sind, sagt sie: „Ich liebe Jesus!“ Ich erwidere: „Ich auch!“ In einem tiefen Frieden gehen wir auseinander.

Gib und dir wird gegeben werden!

Spät abends kam ich nach Hause. Der Tank meines Autos war leer. So fuhr ich noch zu einer Tankstelle. 1 € blieb mir übrig. Ich gab es dem jungen Mann an der Tankstelle als Trinkgeld. Das hatte er nicht erwartet und strahlte mich an. Mit einem herzlichen DANKE verabschiedeten wir uns. Am nächsten Morgen fuhr ich schon früh für einige Besorgungen in einen Baumarkt. Als ich einen Chip in den Einkaufswagen stecken wollte, fand ich in ihm genau einen Euro. Ich musste schmunzeln und steckte ihn in mein Portemonnaie.

Schaff Raum zum Sprechen!

Ich war im Auto unterwegs. Ich wusste um seinen Sohn. Er hatte eine schwere Vergangenheit und war im Leben noch nicht so richtig angekommen. Sein Vater machte sich Sorgen. So hatte er mich angerufen. Es war wenig Zeit zum Reden gewesen. Ich rief zurück. Er hatte Zeit. Wir begannen zu erzählen, lachten viel. Unsere Herzen wurden warm. Dann kamen wir auf das zu sprechen, was Sorgen bereitete. Er hatte schon viel für sein Kind versucht. Meist (scheinbar) erfolglos. Ich hörte zu, fragte nach, brachte zum Lachen. Am Ende erzählte ich ihm von einer Gruppe, in der solche jungen Leute gemeinsame Wege suchten und versuchten. Hoffnung keimte in ihm. „Über meinem Tag ist nun eine neue Sonne aufgegangen!“ hörte ich ihn am Ende sagen.

Meine Gedanken wanderten weiter, zu einer Studentin, deren Großmutter kürzlich sehr plötzlich verstorben war. Ich hatte mich gemüht, diesen Weg auf Entfernung mit meinem Beten und Lieben zu begleiten. Nun musste das Leben dieser jungen Frau und ihrer Familie irgendwie weitergehen. Aber der Schmerz reichte noch tief. Ich rief an. Wir kamen in einen behutsamen Austausch. Alles, was war und was schmerzte, fand seinen Raum. „Wie schön, dass Du angerufen hast!“ hörte ich am Ende. Betend blieb ich beiden Menschen nah.

Gottes Handschrift

Aufgrund meiner Arbeit musste ich dringend nach Kyiv, aber meine familiären Umstände ließen das kaum zu. Ich hatte versprochen, für meine Nichte da zu sein. Was sollte ich tun? Ich bat Gott, mir Klarheit zu schenken. Ganz unvermutet informierte mich meine Schwester, dass sie ein paar Tage Urlaub bekommen hätte. So konnte sie sich um ihre Tochter sorgen und ich war auf einmal frei, um meiner Arbeit nachzugehen. Mittlerweile bin ich in Kyiv angekommen und freue mich so sehr, all meine Freunde wieder zu sehen. Noch mehr aber ist mein Herz von Freude erfüllt, sie sehr sich Gott um mich sorgt!

Entdeck die Handschrift Gottes!

Ein arbeitsamer Tag ging zu Ende. Auf der Autobahn war ich auf dem Rückweg von einem Termin. Mir kam das Motto des Tages in den Sinn: „Entdeck die Handschrift Gottes!“ Ich hatte viele kleine Schritte aus Liebe gemacht und war Menschen begegnet, deren Herz sich auf Neues nicht einlassen konnte. So fragte ich Gott: Und wo war heute Deine Handschrift? – Während ich darüber nachsann begann die Sonne gleißend unterzugehen und erhellte den ganzen Himmel von unten her. Es war ein so bewegendes Schauspiel, wie ich es lange nicht mehr gesehen hatte. Ich fuhr auf einen Parkplatz, um dieses Schauspiel der Schöpfung zu betrachten. Auf einmal hatte ich den Eindruck: Du bist mitten drin in diesem Geschehen. Da umarmt Dich jemand so liebevoll, wie es inniger kaum sein kann. Ich spürte eine tiefe Dankbarkeit und Freude im Herzen und begann das Lied „Die Sonne neigt zur Erde sich, schon bricht der Abend an“, zu singen. Das war Seine Handschrift.

Im Schmerz verbunden!

„Meine Schwester ist krank, deshalb konnte sie heute nicht als Messdienerin kommen!“ hörte ich ein Mädchen vor der Messe sagen. Nach dem Gottesdienst fragte ich vorsichtig nach, ob die Krankheit ernster sei. „Ja, sie hat immer schreckliche Kopfschmerzen. Deshalb musste sie für ein paar Tage ins Krankenhaus. Hoffentlich kann sie bald wieder nach Hause!“ Mir gingen diese Worte nach. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, hatte ich das kranke Mädchen in meinem Herzen. Wie konnte ich sie spüren lassen, dass sie in diesen Tagen nicht allein war? – Ich schrieb ihr einen Kartengruß und klebte eine kleine Schurzengelfigur auf den Briefumschlag und dazu noch ein paar ganz kleiner selbstgestrickter Socken. „Möge der kleine Engel Dich begleiten und gesund machen, damit Du Dich bald wieder auf die Socken machen und nach Hause kommen kannst.“ Schnell fuhr ich zur Wohnung der Familie. Sie war gerade dabei, zum Krankenhaus aufzubrechen. Als ich dem Vater den Gruß gab, schaute ich zutiefst dankbare Augen. Eine Träne zeigte mir: Wir sind im Schmerz verbunden.