Der Krieg in der Ukraine hatte begonnen. Ich war tief geschockt über die Bilder der Zerstörung, die ich sah. Viele Erfahrungen aus dem Balkan-Krieg wurden wach in meinem Herzen. Ich rief einen befreundeten Priester in der Ukraine an. Er hatte mit seiner Gruppe Kiew verlassen müssen, da die Situation zu gefährlich geworden war. Er erzählte von kleinen Dörfern in denen er nun war. Ungezählte Flüchtlinge kamen Tag für Tag durch das Gebiet dieser Dörfer – vor allem Mütter mit ihren Kindern. Die Bewohner der Dörfer waren mittlerweile überlastet. Sie hatten nichts mehr, was sie den Flüchtlingen anbieten konnten. „Wir müssen unsere Hilfe strukturieren und systematisieren!“ sagte der Mitbruder mir. Auf meine Nachfrage ließ er mich wissen, dass es vor allem jetzt Feldküchen brauche, um die vielen Flüchtlinge zu versorgen. Er hatte alles was es für 6 solcher Küchen brauchte zusammen gestellt. Dafür würden knapp 90.000 € benötigt. Ich saß am Telefon und spürte diese Not auf einmal als eine konkrete Frage Gottes an mich: „Glaubst Du, Meinolf, dass Du das mit meiner Hilfe versprechen kannst?“ Ich wagte den Sprung, gab mein Vertrauen und begann für die finanzielle Unterstützung zu arbeiten. Heute – gut 14 Tage nach diesem ersten Telefonat – ist bereits weit über die Hälfte des Geldes zusammen. Täglich kommen Anrufe wildfremder Menschen, die ihren Teil geben, damit das Wunder der Brotvermehrung geschehen kann.
Allerheiligen. Ich musste mir eine Predigt überlegen. Während ich das tat, schien die Sonne – tiefstehend – ins Fenster und ließ mich sehen, wie dreckig die Scheiben waren. Das war’s. Heiligkeit – so kam mir – bedeutete ja, das Licht Gottes durch das Fenster meines Lebens in diese Welt hinkommen zu lassen. Über dieses Thema sprach ich und erntete manches Schmunzeln. Als ich nachmittags durch einen bunten Herbstwald einen Spaziergang machte, begegnete ich zwei Frauen. Die eine rief mir strahlend zu: „Meine Fenster sind noch nicht geputzt, aber die Predigt hat mich tief bewegt und so erzähle ich gerade meiner Freundin davon und unsere Seelen werden klar und rein!“
Nach Jahren galt es für sie Abschied aus unserer Stadt zu nehmen. Ich spürte, dass ihr das nicht leicht viel. So bot ich ihr an, sie zum Bahnhof in die nächstgrößere Stadt zu bringen. Gern nahm sie an. Ich holte sie ab. Im Bahnhof blieb uns noch Zeit für einen Cappuccino und ein Stück Pizza. Dabei erzählten wir wenig. Es war genug, einfach da zu sein. Ich brachte sie zum Bahnsteig und trug ihren Koffer. Es herrschte viel Hektik im Bahnhofsgelände. Der ankommende Zug wurde auf ein Nachbargleis gelenkt. Wie gut, dass ich da war. Dann kam der Abschied. Ich blieb, bis der Zug den Bahnhof verließ. Wieder im Auto, erhielt ich eine WhatsApp. „Wie schön, dass ich die letzten Stunden vor meiner Abreise mit dir verbringen konnte. Das hat mir so viel Kraft und positive Energie gegeben. Ich danke dir von Herzen. Du bist wie Familie für mich geworden!“
Eine Familie wollte zum Pfarrhaus kommen, um zu helfen. Sie schrieben: "Leider können wir nicht kommen. Wir sind sehr traurig, unser guter Nachbar ist gestorben." - "Dann komme ich zu Euch!" schrieb ich zurück, spürte ich doch den tiefen Schmerz in ihren Herzen. Der Nachbar war völlig unerwartet mit 52 Jahren verstorben. Seine Frau blieb mit zwei Söhnen (15 und 8 Jahre alt) zurück. Das Ehepaar hatte gerade ihr neues Haus fertiggestellt. Sie waren nicht gläubig. Aus dem Gespräch erfuhr ich, dass sie sehr gute Beziehungen zu vielen Nachbarn hatten und mit vielen befreundet waren. Am Abend besuchte ich diese Witwe. Ich wusste zunächst nicht, was ich sagen sollte, aber ich ging zu ihr. Sie erzählte mir, dass sie nicht gläubig seien, aber dass sie gerne eine Beerdigung in unserer Kirche abhalten würden. Am Sonntag bat ich unsere Gemeinde, um eine spontane Kollekte für diese Familie. Es kam mehr Geld zusammen als sonst.
In der Woche vor der Beerdigung kam die Frau des Verstorbenen mit ihren beiden Söhnen ins Pfarrhaus. Es wurden gerade zwei nagelneue Türen eingesetzt. Mich rührte die Tatsache an, dass die ersten Besucher, die durch diese Tür gingen, Nicht-Glaubende waren. Ich empfing sie freundlich und zeigte ihnen das Haus. Nach einer Weile sagte der Kleinere: "Mama, ich hätte nie gedacht, dass ich im Pfarrhaus so viele Süßigkeiten bekomme!" Als ich ging, bedankte sich die Mutter gerührt: "Danke, dass Sie uns so viel Lebensmut geschenkt haben." Am Tag nach der Beerdigung brachte ich der Mutter eine Dose mit Keksen, die auch einen Umschlag mit Geld enthielt. "Hier sind ein paar Kekse von unseren Gemeindemitgliedern", sagte ich der Mutter lächelnd. Sie schaute nicht in die Dose, bis ich ging. Am Abend kam eine SMS: "Wir danken Ihnen allen von ganzem Herzen für den Kuchen und das Geldgeschenk und für alles, was Sie für uns tun. Wir wissen das sehr zu schätzen!"- "Wir sind froh, dass wir euch hier haben. Ihr gehört zu uns!" antwortete ich ihr. Wenn ich jetzt die "neue" Tür öffne, habe ich das Gefühl, dass Jesus mir sagt: "Halte die Tür offen für das Neue!"
Ich stand am Supermarkt in einer langen Schlange an der Kasse. Hinter den Masken vieler Einkaufender nahm ich Gereiztheit wahr. Vor mir stand eine junge Afrikanerin mit ihrem kleinen Sohn im Kinderwagen in der Schlange. Sie war mit der Situation und ihrem sehr agilen Kind überfordert. Als sie zahlen sollte, funktionierte ihre Bankkarte nicht. Dann nahm sie einen 50 Euro-Schein aus ihrem Portemonnaie. Es fehlte allerdings 6 € und 1 Cent. „Dann müssen sie etwas zurück geben!“ hörte ich die Kassiererin. Die Leute in der Schlange wurden immer ungeduldiger. „Lieben, das können wir immer!“ kam mir in den Sinn. Lächelnd sagte ich zu der Frau an der Kasse: „Wissen Sie beim Blick in mein Portemonnaie hat mich ein Cent so angelächelt, dass sich gleich noch 6 Euro mit auf den Weg gemacht haben. Hier haben sie das noch fehlende Geld!“ Erstaunt schaute sie mich an. „Das ist mir ja noch nie geschehen!“ Als ich draußen die Afrikanerin traf und sie mir herzlich dankte, sagte ich ihr: „Ist das nicht ein Geschenk, das wenige Euro reichen, drei Menschen tief glücklich zu machen? – die Kassiererin und uns beide!“ Lächelnd verabschiedeten wir uns.
Ich hatte mein Auto vor einem großen Supermarkt geparkt und war auf dem Weg zum Einkauf. Plötzlich fiel mir auf, dass ich keine Maske trug. Ein kleines Mädchen, das ich vom Schulunterricht her kannte, sah mich und grüßte mich freundlich. Sie sagte: „Du trägst ja gar keine Maske!“ Lächelnd fragte ich sie: „Hast Du denn eine für mich, denn ich hab keine mitgenommen?“ Sie strahlte mich an: „Nein, ich hab auch keine, aber mein Onkel, der hat bestimmt eine für Dich!“ Dann ging sie mit mir zu ihrem Onkel. Er kam aus der Ukraine und gab mir gern eine Maske. Er wollte kein Geld dafür haben. Er war froh, dass er mir etwas schenken konnte.
Seit einigen Tagen sende ich einer Freundin das tägliche go4peace Motto - die Video-Impulse hatte ich ihr immer gesandt und es gab oft einen fruchtbaren Austausch darüber. Bislang habe ich das nicht getan, ich empfand sie oft als ein wenig nichtssagend. Sie wollte sie trotzdem gerne haben - und dann kamen jeden Tag gute Sätze, mit denen ich meinen Tag gestalten konnte. An einem Tag war das Motto: "Sofort". Meine erste Reaktion: „Da ist nicht viel dahinter!“ Aus Treue schickte ich das Motto doch weiter und schrieb dazu: „Ein bisschen wenig!“ So machte ich mich auf den Weg zu meiner dementen Tante, um mit ihr zu frühstücken. Als ich heimkehrte las ich in einer SMS meiner Freundin, sie fände das Motto sehr anspruchsvoll. SOFORT antwortete ich und sagte ihr, ich sähe in dem SOFORT den einzigen Weg, sich immer wieder in den Willen Gottes zu stürzen. Und dann berichtete ich von meinem Vormittag. Es war schwer gewesen, mit meiner aggressiven Tante umzugehen. Aber das SOFORT hatte mir geholfen, zu einer friedlichen und freundlichen Distanz zu ihr zu finden. So war mir – und das wurde mir erst im Austausch klar – ein großer geistlicher Gewinn geschenkt worden.
Unser langjähriger Freund war mit seinen 75 Jahren wieder einmal fleißig: Er reparierte eine Stehlampe, die zerbrochen war, installierte nach einem Umzug viele Lampen, baute Schränke auf und transportierte dann noch eine große Ladung Sperrmüll ab. Er hat nicht viel Geld zur Verfügung. Als wir ihm dafür etwas geben wollten, hat er uns nur lächelnd umarmt. Viele Worte braucht er nicht. Das Reich Gottes kommt manchmal ganz bescheiden und leise um die Ecke geschlichen.
Ein digitales Jahresabschlusstreffen war geplant. Es waren kaum Anmeldungen eingegangen. Ich spürte Enttäuschung in meiner Seele, hatte ich doch wieder viel Zeit investiert. Ich war geneigt, das Treffen abzusagen. Am Vortag des Treffens las ich in einer Mail: „Es haben sich noch drei jüngere Teilnehmer angemeldet!“ Sofort spürte ich den Impuls, aus Liebe zu diesen Jugendlichen, das Treffen machen zu wollen. Ich bereitete eine schöne PowerPoint Präsentation vor. Während dieser Arbeit fielen mir weitere junge Leute ein. Ich lud sie alle via WhatsApp ein, an dem digitalen Treffen teilzunehmen. Innerhalb weniger Augenblicke reagierten sie. Alle freuten sich, dass ich an sie gedacht hatte, auch wenn niemand konnte. „Mein kleiner Bruder hat Geburtstag!“ – „Ich muss meinem Opa beim Betonieren helfen!“ – „Mein Vater kommt genau zum Zeitpunkt des Meetings aus dem Krankenhaus!“ las ich in den Botschaften. Ich spürte, wie meine Liebe die Herzen dieser jungen Leute erreicht hatte und alle dankbaren Herzens reagiert hatten. Beim Treffen selber waren wir sieben Personen. Es wurde ein tiefer und ehrlicher Austausch. Im ehrlichen Miteinander konnte jeder tief in seine Seele blicken lassen. Mit dieser Freude verabschiedeten wir uns bis ins neue Jahr!
„Wäre es möglich in euren Netzwerken zu fragen, ob jemand ein Fahrrad zu verschenken oder auszuleihen hätte? Wir sind auf der Suche nach Fahrrädern für einen Jungen (12 Jahre alt, circa 1,55m groß) und seine Mama (circa 1,70 groß), aus der Ukraine, die seit 8 Tagen bei uns wohnen“, lese ich in einer Nachricht. „Bittet und Euch wird gegeben werden!“ schießt mir durch den Kopf. Sofort mache ich mich ans Werk, und verschicke die Botschaft via SMS, WhatsApp und Mails an über 500 Personen. Nach wenigen Augenblicken kommen Antworten. „Wir hätten ein kleines Frauen Fahrrad in 26 Zoll zu verschenken!“ und: „Wir hätten ein Mountainbike, welches wir verschenken würden, müssten es allerdings erst noch neu „bereifen“.
Eine Woche lang hatten sich Jugendliche eingesetzt, Geld für eine Familie zu sammeln, die beim Hochwasser viel verloren hatte und nun vor großen Herausforderungen stand. Fünf Tage lang hatten die jungen Leute von morgens bis abends Waffeln gebacken und verkauft. Nun war entschieden: Wir fahren die Familie besuchen! Ein Sohn der Familie, der in einer Einrichtung für Menschen mit besonderem Bedarf lebte, hatte durch das Hochwasser viele seiner Freunde verloren. Sie waren ertrunken. Wir machten uns auf den Weg. Alles, was es für ein gemeinsames Kaffee-Trinken braucht, nahmen wir mit. Als wir ankamen, wurde das ganze Ausmaß der Zerstörung deutlich. Der Keller und das gesamte Erdgeschoß des Hauses waren völlig zerstört. Die Familie hatte Todesängste durchgestanden. Das Leben war ihnen ein zweites Mal geschenkt worden, ließen sie uns wissen. Draußen in allen Straßen lagen bis zu 9 Meter hohe Schuttberge. Über zwei Stunden hörten wir zu, nahmen das ganze Erleben der einzelnen tief ins Herz. Dann gingen wir durch ihre Stadt, einst ein Kleinod im Ahrtal, jetzt eine Geisterstadt. Als wir uns verabschiedeten, hatten wir den Eindruck, einander schon lange zu kennen. Der Sohn der Familie nahm mich fest in den Arm, drückte mich und sagte mit Tränen in den Augen: „Heute war ein guter Tag!“
For one week, young people had worked to raise money for a family that had lost a lot in the floods and now faced great challenges. For five days, the young people had baked and sold waffles from morning to night. Now it was clear: We are going to visit the family! A son of the family, who lived in a home for people with special needs, had lost many of his friends in the flood. They had drowned. We set out on our way. We took everything we needed to drink coffee together. When we arrived, the full extent of the destruction became clear. The basement and the entire ground floor of the house were completely destroyed. The family had endured mortal fears. Life had been given to them a second time, they told us. Outside, in all the streets, there were mountains of rubble up to 9 metres high. We listened for more than two hours, taking the whole experience of each of them deep into our hearts. Then we walked through their town, once a jewel in the Ahr valley, now a ghost town. When we said goodbye, we had the impression that we had known each other for a long time. The son of the family took me tightly in his arms, hugged me and said with tears in his eyes: "Today was a good day!"
Wir hatten meiner Schwiegermutter zum ihrem Geburtstag einen Herzenswunsch erfüllen wollen und ihr eine Gruppenreise nach Dresden geschenkt. Sie hat die Zerstörung dieser Stadt als Kind miterlebt und immer davon geträumt, die Frauenkirche nach ihrem Wiederaufbau einmal in ihrer Schönheit wiederzusehen. Leider wurde die Reise abgesagt. Meine Schwiegermutter hat eine fürchterliche Kindheit erlebt: Vertreibung und Flucht aus Oberschlesien mit 12 Geschwistern, eine ganz kleine Schwester ist dabei verhungert, ein Bruder bei einer Explosion gestorben, die Mutter verschüttet und nur mit Glück gerettet… Nun wollte unser Sohn eine Woche bei einem Freund in Leipzig verbringen. Mein Mann und ich entschieden, ihn dorthin zu bringen und meine Schwiegermutter einzuladen, die Woche mit uns in Dresden zu verbringen. Es wurde eine großartige Zeit! Sie war so glücklich! Wir haben sie verwöhnt, so gut es ging. Als sie dann vor der Frauenkirche stand und sie besichtigen konnte, hatte sie Tränen in den Augen. Nachher hat sie in den Himmel geschaut und zu ihrem verstorbenen Mann gesagt: „Hoffentlich kannst du das hier alles im Himmel auch sehen!“ Wir haben jede gemeinsame Minute in Frieden verbracht und ihre Freude tief in unseren eigenen Herzen mitempfunden.
We wanted to fulfil a wish of my mother-in-law's heart for her birthday and gave her a group trip to Dresden. She had experienced the destruction of this city as a child and always dreamed of seeing the Frauenkirche in all its beauty again once it had been rebuilt. Unfortunately, the trip was cancelled. My mother-in-law experienced a terrible childhood: expulsion and flight from Upper Silesia with 12 siblings, a very small sister starved to death, a brother died in an explosion, the mother was buried and only saved with luck... Now our son wanted to spend a week with a friend in Leipzig. My husband and I decided to take him there and invite my mother-in-law to spend the week with us in Dresden. It turned out to be a great time! She was so happy! We spoiled her as much as we could. When she stood in front of the Frauenkirche and visited it, she had tears in her eyes. Afterwards, she looked up into the sky and said to her late husband, "I hope you can see all this in heaven too!" We spent every minute together in peace and felt her joy deeply in our own hearts.
Vor wenigen Tagen haben wir eine Kollegin in den Ruhestand verabschiedet. Sie hat in den letzten Wochen noch ein quirliges erstes Schuljahr übernehmen müssen, weil die Klassenlehrerin krank wurde. Einer unserer wildesten Jungen konnte sich noch gar nicht an die Schule gewöhnen. Er hat mit seinen äußerst abenteuerlichen Ideen für eine Menge Aufregung und Stress gesorgt. (Er fand zum Beispiel eine offene Tüte Mehl im Klassenschrank und dachte, dass es auch im Sommer in der Klasse mal kräftig schneien sollte, während sein Zwillingsbruder das Mehl am Boden noch mit viel Wasser in eine schöne Schlammschicht verwandelte.) Meine Kollegin hat aber nie die Nerven verloren und hat ihm mit Liebe und Geduld Halt gegeben. Als die ganze Schulgemeinschaft Abschied nahm rannte der Kleine plötzlich aus der Menge heraus zu ihr und ließ sie die ganze Zeit nicht mehr los. Es hat uns das Herz gebrochen, denn der Kleine hat genau das ausgedrückt, was wir alle sagen wollten: „Du kannst doch nach 30 Jahren nicht wirklich gehen!“ Es war traurig, aber in diesen Momenten war Gott ganz nahe.
Seit März bin ich Teil eines „Rote Kreuz Teams“ und helfe bei ihrer Tätigkeit, Menschen im Impfzentrum in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, zu versorgen. Der erste Tag, an dem ich dort war, war beeindruckend! Und es ist es jetzt, nachdem ich vier Monate schon dort arbeite, immer noch! Es hat mir so viel Spaß gemacht, den Menschen zu helfen, besonders den älteren! Sie sind so freundlich und voller Leben, sie sind wie lebendige Edelsteine. Sie wissen so viel. Wenn ich nur 5 Minuten mit ihnen rede, lerne ich immer etwas Neues über das Leben und sie freuen sich, dass jemand sich Zeit nimmt und mit ihnen redet! Und wer kann dir besser etwas über das Leben beibringen als diejenigen, die es durchgemacht haben! Und auch die anderen Mitglieder der Gruppe sind toll! Auch wenn wir nicht bezahlt werden, haben wir immer noch die beste Zeit dort, wir lachen, wir machen Witze, wir sind so müde, dass wir bald nicht mehr auf unseren eigenen zwei Füßen stehen können, aber wir finden immer noch den Mut, Witze zu machen! Es ist wunderbar. Da das heutige Motto "Entdecke die Früchte" lautet, teile ich mit euch allen die Früchte dieser wunderbaren Erfahrung, die Gott mir geschenkt hat!
Bevor sie in ihr Heimatland aufbrach, wollte ich ihr noch ein Geschenk für ihre Familie vorbei bringen. Auf dem Weg dorthin traf ich im Stadtkern einen übergroßen LKW, der sich verfahren hatte. Der Fahrer wirkte sehr verzweifelt. Ich half ihm das 20 Meter lange Gefährt rückwärts aus einer Sackgasse zu lancieren und fuhr dann mit meinem Fahrrad zwei Kilometer vor ihm her, bis er den Weg allein finden konnte. Winkend dankte der. Ich fuhr weiter zur Wohnung der Studentin. Trotz telefonischer Absprache traf ich sie nicht an. Ich entschied mich, nicht enttäuscht zu reagieren und radelte betend zurück zu meiner Wohnung. „Zufällig“ traf ich dabei eine ältere Frau, die ich lange nicht gesehen hatte und die mir dringend etwas erzählen wollte. Geduldig hörte ich zu. Ich fuhr weiter und traf einen Priester, dem ich auch schon lange nicht begegnet war. Wir fanden ein paar Augenblicke des Austausches. Während dieses Gesprächs kam die Meldung, dass ich das Geschenk jetzt vorbei bringen könne. So fuhr ich erneut zu der Studentin. Ich übergab das Geschenk und traf vor ihrem Haus einen jüngeren Mann, der mich fragte, wer ich sei. Ich sei Priester, ließ ich ihn wissen. Er fragte nach meiner Karte und sagte: „Toll, dass ich Ihnen begegnet bin! Ich schicke Ihnen noch etwas zu!“ Wieder zu Hause war alles erledigt Gott hatte noch so viel dazu gegeben.
An einer Straßenkreuzung saß ein 'Tippelbruder'. Er sprach vor sich hin über die vorbeihastenden Menschen. Er war ganz mager und hatte lange graue Haare. In mir kam der Wunsch auf, ihn anzusprechen. Er schien so isoliert angesichts der vielen Menschen, die sich nicht für ihn interessierten. Zugleich erlebte ich ihn „in sich versunken“, dass es mir künstlich vorkam ihn anzusprechen. Was hätte ich auch sagen sollen? Auf dem Rückweg kam ich wieder an ihm vorbei. Mittlerweile hatte er sich hingestellt. Ein Becher für Geld stand neben ihm. Er schaute gelassen und irgendwie strahlend zu den Menschen, die an ihm vorbeiliefen. Das war meine zweite Chance! Ich nutzte sie und warf einen Euro in seinen Becher. Dann schaute ich ihn an und sagte: „Danke, dass Sie so fröhlich schauen!“ Er sah mich an und erwiderte: „Danke gleichfalls!“ Dabei lächelte er. Eine einfache Begegnung, ein Augenblick der Ewigkeit.
Ich brauchte ein Werkzeug aus einem Baumarkt. Im ganzen Markt herrschte eine hektische und gereizte Stimmung. Die Mitarbeiter schienen überfordert von den vielen Fragen der Käufer. Für zwei Modelle, die ich mir ausgesucht hatte, gab es keine Akkus mehr. So machte ich mich nach über einer Stunde erneut auf die Suche nach einem Mitarbeiter. Ein wenig gereizt nahm er meine Frage auf und suchte nach Informationen im PC. „Da gibt’s auch zurzeit keinen Akku für!“ hörte ich ihn sagen. Und dann empfahl er mir ein einfaches Gerät „all inclusive“ – mit Akku und Ladegerät. Dankbar nahm ich an. Sofort belagerte ihn eine neue Kundin mit Fragen. Ich sagte ihm noch: „Herzlichen Dank für ihre kompetente Art, mit der Sie mir weiter geholfen haben!“ Er dreht sich zu mir und fragte: „Die andere Kundin hat mich schon etwas gefragt und was hatten Sie noch gefragt?“ Ich lächelte ihn an: „Ich hatte keine Frage mehr, ich wollte Ihnen einfach von Herzen DANKE sagen für Ihre hilfreiche Art!“ Er strahlte mich an. Ein paar Augenblicke blieb sein Blick auf mir ruhen. Dann ging jeder seiner Wege.
In meinem Sohn lebt seit langem der sehnliche Wunsch, die Welt nachhaltiger und mit größeren Schritten verbessern zu können. Er zweifelte daran, dass all die kleinen Gesten und Lichtblicke, die wir schenken können, wirklich etwas bewirken. Mehrfach hatte ich versucht, ihm deren Bedeutung zu erklären. Verstanden hatte er, aber es blieb eine Blockade. Dann kam unerwartet eine unfassbare „Antwort“. Eine afrikanische Freundin - eine tapfere Frau, die hart arbeitet, und das meiste Geld nach Afrika schickt, um ihre Enkelkinder zu unterstützen – besuchte uns. Bedingt durch Corona hatte sie große Verdienstausfälle. Wir beschlossen, ihr finanziell zu helfen. Bei einem Gegenbesuch übergab ich ihr einen Umschlag mit Geld. Kurz darauf stand sie vor unserer Tür und weinte vor Freude. Ihr 5 jähriger Enkel war in Afrika an Hirnhautentzündung erkrankt. Dort verweigerte man ihm ohne Anzahlung eine effektive Behandlung. Der Zustand des Kleinen verschlechterte sich und wurde lebensbedrohlich. Durch unser Geld, das sie sofort weiterleitete, wurde er im Krankenhaus behandelt und ist jetzt auf dem Weg der Genesung. Was war das für eine Freude! „Liebe hat Folgen“, auch in einer kleinen Geste steckt der Keim für das Reich Gottes, wie im Senfkorngleichnis. So hat Jesus unserem Sohn ganz konkret gezeigt, dass (unsere) Liebe NIE vergebens ist.
Letzte Woche war ich bei der Familie meiner Schwester. Ich plante, ein oder zwei Tage bei ihnen zu bleiben. Meine Schwester musste für eine Prüfung lernen, also haben ihr Mann und ich ihre 2 Kinder versorgt. Am nächsten Morgen fanden wir heraus, dass ein Kind Windpocken hat. Der kleine Junge konnte nicht in den Kindergarten gehen. In dieser Situation war es sehr hilfreich, dass ich mit ihm zu Hause bleiben und die Eltern zur Arbeit gehen konnten. Ich blieb noch einen Tag und noch einen weiteren Tag... Am Freitag hatte ich einen für mich sehr wichtigen Termin - ich sollte im Gymnasium eine Lektion der slowenischen Sprache präsentieren. Ich war nervös deswegen, aber ich wollte diese Familie nicht verlassen, weil sie wirklich Hilfe brauchte. Also bereitete ich mich bis spät in die Nacht vor. Am Donnerstag erhielt ich eine E-Mail von der Schuldirektorin, ob ich erst nächste Woche in die Schule kommen könne. Ich war so glücklich und erleichtert! Ich blieb auch am Freitag noch bei meinem kranken Neffen und ging mit einem Herzen voller Dankbarkeit nach Hause.
Gestern sprach ich mit meinem Mann über unsere Nachbarn. Meiner Meinung nach haben sie in frecher Weise einfach unseren Zaun, der unsere Gärten voneinander trennt, abgebaut und einen neuen, sehr viel höheren dort hingesetzt. Sie hatten uns darüber nicht informiert, und unser Hund kann nun für einige Tage nicht in den Garten. Das ärgerte mich. Manchmal wenn wir derlei Unterhaltungen führen, fragt mein Mann: What would Jesus do? Meist wird es dann klarer und ich weiß, wie nichtig ein solcher Groll ist. Gestern war’s aber nicht so. Ich blieb in meinem Missfallen hängen. Heute Morgen hörte ich den Morgen-Impuls von go4peace: „Vor allem, liebt einander!“ Auf einmal änderten sich meine Gedanken. Ich konnte mit Liebe auf die ganze Situation schauen. Alles wurde anders. Mit Liebe betrachtet, war der neue höhere Zaun ein Zugewinn für uns alle! Auf einmal war ich unseren Nachbarn dankbar für die Arbeit, die sie sich gemacht hatten, ohne von uns zu verlangen, dass wir helfen oder uns an der Finanzierung beteiligen. Das ließ mich ruhig in meinen Tag starten.